Bedrohungen durch invasive Fisch- und Krebsarten
Christoph Hein
Aktualisiert am 13.10.2023

Invasive Arten stellen eine wachsende Bedrohung für aquatische Ökosysteme und die darin lebenden Gemeinschaften dar. Ihre Einführung und Ausbreitung können die Biodiversität erheblich beeinträchtigen, die Gesundheit der Gewässer gefährden und ernsthafte ökonomische sowie ökologische Auswirkungen haben.
Einleitung in die Problematik
Problematik der Invasion
Invasive Arten sind ein ernst zu nehmender Störfaktor in aquatischen Ökosystemen, die durch menschliche Aktivitäten in neue Gewässer eingeführt werden. Die Einführung kann entweder absichtlich, etwa zur Bereicherung der lokalen Fauna, oder unabsichtlich, durch Ballastwasser von Schiffen oder den Handel mit lebenden Fischen und Krebsen, erfolgen. Einmal eingeführt, können diese Arten erheblichen Stress im Ökosystem verursachen, indem sie die vorhandene Nahrungskette stören, Konkurrenten um Ressourcen werden und möglicherweise Krankheiten oder Parasiten einführen, die die einheimische Fauna negativ beeinflussen können.
Historischer Kontext
Die Invasion von Fischarten ist kein neues Phänomen, aber die Rate, mit der Invasionen auftreten, hat in den letzten Jahrzehnten zugenommen, hauptsächlich aufgrund der Globalisierung und der Zunahme des internationalen Handels. Seit der Entdeckung Amerikas im Jahr 1492 durch Christoph Kolumbus, wurde die Einführung von Arten, die nach diesem Zeitpunkt in Europa eingeführt wurden, als “faunenfremd” betrachtet, und die Invasionen haben sich seitdem fortgesetzt und intensiviert.
Gesellschaftliche Auswirkungen
Die gesellschaftlichen Auswirkungen von invasiven Fischarten können erheblich sein, insbesondere in Gemeinschaften, die von lokalen Fischbeständen abhängig sind. Die Auswirkungen können ökonomischer, ökologischer und kultureller Natur sein. Die ökologischen Auswirkungen können besonders schwerwiegend sein, da invasive Arten oft robuste Überlebensstrategien haben und die Fähigkeit, sich schnell zu vermehren und auszubreiten, was die Biodiversität und die Gesundheit des gesamten Ökosystems beeinträchtigen kann.
Eigenschaften invasiver Fisch- und Krebsarten
Überlegene Fortpflanzungs- und Überlebensfähigkeiten
Fast alle invasiven Fischarten zeichnen sich durch überlegene Eigenschaften in Bezug auf Größe, Fruchtbarkeit und/oder Lebensdauer aus, die ihre invasive Kapazität erhöhen. Diese Eigenschaften ermöglichen es den invasiven Arten, sich in den besetzten Lebensräumen durchzusetzen, da sie im Vergleich zu den einheimischen Arten konkurrenzfähiger sind. Die Fähigkeit, sich in einem neuen Lebensraum erfolgreich zu etablieren und zu vermehren, ist ein entscheidender Faktor für die invasive Kapazität einer Art.
Ausbreitungsmechanismen
Invasive Arten können sich in Ökosystemen mit einer hohen Diversität von Arten oder in ökologischen Nischen mit wenigen Arten ansiedeln. Beide Umgebungen bieten ihre eigenen Vorteile für die Ausbreitung invasiver Arten. In diversen Ökosystemen können die allgemein guten Lebensbedingungen die Ausbreitung fördern, während in weniger diversen Ökosystemen die Verfügbarkeit von unbesetzten Nischen die Ansiedlung erleichtert.
Konkurrenz und Koexistenz
Die erfolgreiche Etablierung invasiver Arten hängt auch von der Abwesenheit von Konkurrenz mit ähnlichen einheimischen Arten ab. Wenn die Unterschiede zwischen invasiven und einheimischen Arten gering sind, müssen die invasiven Arten mit den einheimischen Arten konkurrieren, was die erfolgreiche Besiedlung erschwert. Die Möglichkeit, sich in einer Nische ohne direkte Konkurrenz erfolgreich einzunisten, ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg invasiver Arten.
Auswirkungen auf einheimische Arten und Ökosysteme
Verlust der Biodiversität
Die Invasion von Fischarten kann zu einem drastischen Rückgang der Biodiversität führen. Durch die Etablierung in neuen Lebensräumen und die Konkurrenz um Ressourcen können invasive Arten die Bestände einheimischer Arten reduzieren und sogar zum Aussterben führen. Der Verlust der Biodiversität kann weitreichende Auswirkungen auf die Funktionsweise des gesamten Ökosystems haben und seine Fähigkeit beeinträchtigen, auf Umweltveränderungen zu reagieren.
Störung der Ökosystemdienstleistungen
Die Auswirkungen invasiver Arten gehen über den Verlust der Biodiversität hinaus und können die Bereitstellung von Ökosystemdienstleistungen beeinträchtigen. Beispielsweise können Veränderungen in der Zusammensetzung der Fischarten die Wasserqualität, die Nährstoffkreisläufe und die Bestäubungsdienste beeinflussen, die alle für das menschliche Wohlergehen und die Erhaltung der natürlichen Ressourcen wesentlich sind.
Ökologische und evolutionäre Prozesse
Die Einführung invasiver Arten kann auch die ökologischen und evolutionären Prozesse innerhalb eines Ökosystems beeinflussen. Durch die Veränderung der Selektionsdrücke und der Nahrungsnetzdynamiken können invasive Arten die evolutionären Trajektorien einheimischer Arten beeinflussen und die Funktionsweise der ökologischen Gemeinschaften verändern, was langfristige Auswirkungen auf die Stabilität und Resilienz des Ökosystems haben kann.
Die beschriebenen Punkte unterstreichen die Bedeutung des Verstehens und der Adressierung der Herausforderungen, die invasive Fischarten für aquatische Ökosysteme und menschliche Gemeinschaften darstellen. Durch die Weiterentwicklung wissenschaftlicher Forschung und die Verbesserung der Managementpraktiken können wir hoffentlich wirksame Strategien entwickeln, um die negativen Auswirkungen invasiver Fischarten zu mildern und die Gesundheit und Resilienz unserer Gewässerökosysteme zu fördern.
Liste aller invasiven Fisch- und Krebsarten in Deutschland
Fischarten
Aufnahme | Deutscher Name | Wissenschaftlicher Name |
---|---|---|
02.08.2022 | Schwarzer Zwergwels | Ameiurus melas |
02.08.2022 | Argus-Schlangenkopffisch | Channa argus |
02.08.2024 | Zebra-Killifisch | Fundulus heteroclitus |
02.08.2022 | Westl. Mosquitofisch | Gambusia affinis |
02.08.2022 | Östl. Mosquitofisch | Gambusia holbrooki |
15.08.2019 | Sonnenbarsch | Lepomis gibbosus |
02.08.2022 | Amerikanischer Streifenbarsch | Morone americana |
03.08.2016 | Amurgrundel | Perccottus glenii |
15.08.2019 | Gestreifter Korallenwels | Plotosus lineatus |
03.08.2016 | Blaubandbärbling | Pseudorasbora parva |
Krebsarten
03.08.2016 | Chinesische Wollhandkrabbe | Eriocheir sinensis |
---|---|---|
02.08.2022 | Amerikanischer Rostkrebs | Faxonius rusticus |
03.08.2016 | Kamberkrebs | Orconectes limosus |
03.08.2016 | Viril‐Flusskrebs | Orconectes virilis |
03.08.2016 | Signalkrebs | Pacifastacus leniusculus |
03.08.2016 | Roter Amerikanischer Sumpfkrebs | Procambarus clarkii |
03.08.2016 | Marmorkrebs | Procambarus fallax f. virginalis |
Beispiele invasiver Fischarten und ihre Auswirkungen
Schwarzmundgrundel
Die Schwarzmundgrundel ist ein eindrückliches Beispiel für die rasche Ausbreitung einer invasiven Art. Ursprünglich aus dem Schwarzen Meer stammend, hat sich diese Art in den Gewässern Nordeuropas schnell ausgebreitet und stellt nun eine ernsthafte Bedrohung für einheimische Arten dar. Ihre rasche Vermehrung und Anpassungsfähigkeit an verschiedene Umweltbedingungen machen sie zu einem robusten Eindringling, der schwer zu kontrollieren ist.
Schwarzbarsch
Der Schwarzbarsch, ursprünglich aus dem Osten der USA stammend, hat sich in den westlichen Regionen Nordamerikas sowie in anderen Teilen der Welt erfolgreich etabliert. Seine Anpassungsfähigkeit an verschiedene Wasserbedingungen und seine Überlegenheit im Wettbewerb um Ressourcen haben ihm ermöglicht, sich in neuen Lebensräumen auszubreiten und einheimische Arten zu verdrängen.
Europäischer Wels
Der europäische Wels ist ein weiteres Beispiel für eine invasive Fischart. In Ost- und Zentral-Europa gilt er als heimisch, wird aber in Südeuropa als invasiv betrachtet und für viele ökologische Probleme verantwortlich gemacht. Seine Größe und sein Raubverhalten stellen eine Bedrohung für kleinere einheimische Arten dar, und seine Ausbreitung kann die Struktur der aquatischen Gemeinschaften erheblich beeinflussen.
Maßnahmen gegen invasive Arten
Kontroll- und Managementstrategien
Zur Bekämpfung der Ausbreitung invasiver Fischarten werden verschiedene Strategien implementiert. Dazu gehören das Entfernen invasiver Arten, die Kontrolle der Populationsdichte durch Fang und die Anwendung von Barrieren oder Repellentien, um die Ausbreitung zu verhindern. Diese Maßnahmen erfordern jedoch eine sorgfältige Planung und Überwachung, um effektiv zu sein und unerwünschte Auswirkungen auf andere Aspekte des Ökosystems zu minimieren.
Früherkennung und schnelle Reaktion
Die Früherkennung invasiver Arten und eine schnelle Reaktion sind entscheidend für die Eindämmung ihrer Ausbreitung. Durch die Überwachung und Früherkennung können Managementmaßnahmen schnell implementiert werden, um die Etablierung und Ausbreitung invasiver Arten zu verhindern oder zu minimieren.
Gesetzgebung und internationale Zusammenarbeit
Die Entwicklung und Umsetzung von Gesetzen und Vorschriften zur Kontrolle des Handels mit invasiven Arten und zur Regulierung der Einfuhr von potenziell invasiven Arten ist ein wichtiger Schritt zur Vorbeugung und Kontrolle von Invasionen. Internationale Zusammenarbeit und Koordination sind entscheidend, um effektive Kontrollmaßnahmen zu implementieren und die grenzüberschreitende Ausbreitung invasiver Arten zu verhindern.
Forschung und Überwachung
Fortlaufende Forschung
Die fortlaufende Forschung zu den Eigenschaften, Ausbreitungsmechanismen und Auswirkungen invasiver Fischarten ist entscheidend, um effektive Kontrollstrategien zu entwickeln. Durch ein besseres Verständnis der biologischen und ökologischen Eigenschaften invasiver Arten können wir besser vorhersagen, wo und wie sie sich ausbreiten könnten, und geeignete Managementmaßnahmen entwickeln.
Überwachung und Datenerhebung
Die systematische Überwachung und Datenerhebung sind entscheidend für die Früherkennung invasiver Arten und die Bewertung der Wirksamkeit von Managementmaßnahmen. Durch die Sammlung und Analyse von Daten über die Ausbreitung und die Auswirkungen invasiver Arten können wir die Wirksamkeit von Kontrollmaßnahmen bewerten und anpassen.
Öffentliches Bewusstsein und Bildung
Die Sensibilisierung der Öffentlichkeit und die Bildung über die Risiken und Auswirkungen invasiver Fischarten sind entscheidend für die erfolgreiche Eindämmung ihrer Ausbreitung. Durch die Bereitstellung von Informationen und Bildungsressourcen können Gemeinschaften besser auf die Bedrohungen durch invasive Arten reagieren und aktive Rollen bei der Prävention und Kontrolle übernehmen.
Die Analyse und Diskussion der oben genannten Themenpunkte beleuchten die Komplexität der Herausforderungen, die invasive Fischarten für aquatische Ökosysteme und Gesellschaften darstellen. Durch eine multidisziplinäre Herangehensweise und eine enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern, Entscheidungsträgern und der Öffentlichkeit können wir hoffentlich wirksame Lösungen entwickeln, um die negativen Auswirkungen invasiver Fischarten zu minimieren und die Gesundheit unserer Gewässerökosysteme zu fördern.
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Über den Autor
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