Die Aalmutter (Zoarces viviparus): Alle Informationen zum Fisch

Christoph Hein
Aktualisiert am 11.10.2023

Aalmutter

Die Aalmutter, wissenschaftlich “Zoarces viviparus”, ist ein Meeresfisch, der in den kühlen Gewässern Nordeuropas vorkommt. Sie gehört zur Familie der Seewölfe und ist für ihre lebend gebärende Fortpflanzungsweise bekannt. Der Fisch besitzt einen langgestreckten Körper und kann eine Länge von bis zu 60 cm erreichen. Typisch ist ihre braune Färbung mit dunkleren Querstreifen. Die Aalmutter bevorzugt felsige Küstenbereiche und lebt oft in Tiefen von bis zu 40 Metern. Sie ernährt sich hauptsächlich von kleinen Krebstieren und Fischen.

Steckbrief

Die Aalmutter
Die Aalmutter

Allgemein

  • Synonyme: Aalquappe, Aalrutte
  • Englischer Name: Burbot
  • Wissenschaftlicher Name: Lota lota
  • Ordnung: Gadiformes
  • Familie: Lotidae
  • Gattung: Lota
  • Herkunft: Nordhalbkugel, verbreitet in kühlen Süßwasser- und Brackwasserbereichen
  • Besonderheiten: Einziger Süßwasservertreter der Dorschfamilie, laicht im Winter unter dem Eis
  • Gefährdung: Nicht gefährdet nach IUCN, in einigen Regionen jedoch selten geworden

Körper

  • Größe: Bis zu 120 cm, im Durchschnitt 40-60 cm
  • Gewicht: Bis zu 20 kg, im Durchschnitt 1-3 kg
  • Alter: Bis zu 20 Jahre, im Durchschnitt 10-15 Jahre
  • Körperbau: Langgestreckt, seitlich leicht abgeflacht, mit bartähnlichen Tastorganen am Maul
  • Schuppen: Klein und glatt
  • Farbgebung: Dunkelbraun bis schwarz auf dem Rücken, heller an den Seiten und am Bauch
  • Maul: endständig
  • Zähne: Reihen von kleinen, spitzen Zähnen

Lebensweise & Fortpflanzung

  • Nahrung: Fische, Krebstiere und andere wirbellose Tiere
  • Lebensraum: Kühle Seen und Flüsse, meist auf sandigem oder schlammigem Grund
  • Laichzeit: Winter (Dezember bis April), bei Wassertemperaturen unter 5 °C

Besonderheiten

Die meisten Tiere werden heute bis zu 35 cm lang. Früher traf man auch auf Einzeltiere mit einer Länge von über fünfzig Zentimetern. Bei einer Lebenserwartung von etwa zehn Jahren wird von optimalen Bedingungen ausgegangen; durch die Umweltsituation und die vergleichsweise sehr stark verschmutzten Meere haben Aalmuttern zwar viele neue Versteckmöglichkeiten, jedoch weichen ihre Beutetiere teilweise in andere Gebiete aus und die Aalmutter leidet zunehmend an Nahrungsmangel.

Die Lebensweise der Aalmutter gestaltet sich eher zurückgezogen. Sie versteckt sich gerne unter Muschelschalen oder Meeresgewächsen an eher steinigen, felsigen und von Seegras und Seetang bewachsenen Küsten. In einer Tiefe bis zu vierzig Metern, eher aber zwanzig Metern, ist sie anzutreffen. Nur auf der Suche nach Beute wagt sich die Aalmutter manchmal auch in seichte Gewässer. Es gibt Behauptungen darüber, dass die Aalmutter sich auch in Kies oder Sand vergräbt, um sich zu verstecken. Jedoch sind bisher keine wissenschaftlichen Belege über die Behauptung vorhanden.

Tatsache hingegen ist, dass dieser Fisch über mehrere Stunden hinweg das sogenannte Trockenfallen überleben kann: den Rückgang des Wasserspiegels aus einem zuvor vom Wasser bedeckten Gebiet. Dabei verwendet die Aalmutter zum Atmen ihre Kiemen und nutzt Wasser mit geringem Sauerstoffgehalt aus. Selbst wenn der Sauerstoff weiter schwindet, ist die Aalmutter somit noch in der Lage zu flüchten, wenn andere Meereslebewesen längst erstickt wären. Außerdem verfügt die Aalmutter über Proteine, die sie vor dem Erfrieren schützen. Diese befinden sich im Blutplasma und haben selbst für die gegenwärtige Lebensmittelindustrie an Relevanz gewonnen: Sie unterdrücken das Wachstum der Eiskristalle zwar nicht, hemmen es jedoch sehr stark.

Wissenswertes

Die Aalmutter galt lange Zeit als zumindest bedingt giftig: Ihre Gräten, die sich beim Garen Grün verfärben, wurden jedoch für ungiftig erklärt, woraufhin man mit der Verarbeitung des Fisches in der Küche und als Pellets begann. Ebenso spektakulär ist, dass die Aalmutter keine Eier legt, wie es bei den meisten anderen Fischarten der Fall ist. Bei der Fortpflanzung kommt es zu einer Innenbefruchtung und es werden fertig ausgebildete Jungtiere zur Welt gebracht. Außerdem pflegen Aalmuttern einen eher sesshaften Lebensstil: Wanderungen von einem Kontinent zum anderen gibt es nicht.

Lebensraum

Versteckt unter Pflanzen und Muscheln hält sich die Aalmutter in eher dunklen Bereichen auf und kommt nur zur Nahrungssuche an die Oberfläche; und selbst dann nur sehr selten. Da Aalmuttern wenig geangelt werden, ist eine hohe Population an der Nord- und Ostsee vorhanden, sie verbreiten sich aber über die nördliche Hemisphäre. Vor allem an der Küste Norwegens bis zur Barentssee sind Aalmuttern anzutreffen, großteils auch in Brackgewässern, Fjorden und Buchten sowie in reinen Salzwassergebieten.

Aalmutter versteckt sich zwischen Steinen
Aalmutter versteckt sich zwischen Steinen

Bevorzugte Nahrung/Beute

Hauptsächlich ernähren sich Aalmuttern von Sedimentbebohnern und sämtlichen Arten von Epibenthos, wobei auch vor Hartschaligem nicht Halt gemacht wird. Die Nahrungszufuhr erfolgt dann oft gemeinsam mit vielen Pflanzen oder Pflanzenteilen. Jedoch ist die Aalmutter selbst auch Beutetier für verschiedene Tierarten; so zum Beispiel für größere Fische.

Größe & Lebenserwartung

Heute findet man Aalmuttern häufig mit einer Gesamtkörperlänge von bis zu 35 cm vor, während vor einigen Jahren auch 52 cm nicht untypisch waren. Auch Rekordexemplare von 1,10 m Länge wurden bereits gesichtet.

Die Lebenserwartung beträgt im Allgemeinen bis zu zehn Jahre, wobei diese schlussendlich auch vom Heimatgebiet, den dortigen Umweltbedingungen und dem Anglerverhalten abhängt. Auch der aktuell immer stärker spürbare Klimawandel raubt den Fischen Sauerstoff und gefährdet damit viele Arten.

Fortpflanzung

Die Paarungszeit der Aalmutter liegt im Zeitraum von August bis September. Nach der inneren Befruchtung mit etwa drei Millimeter großen Eiern beginnt die Tragezeit. Diese dauert in der Regel vier Monate. Die etwa dreißig bis vierzig Jungtiere werden dann mit etwa vier Zentimeter Körperlänge geboren und beginnen unmittelbar nach der Geburt mit dem für Aalmuttern typischen Bodenleben.

Merkmale

Neben den berühmten Grünknochen, aufgrund derer Aalmuttern lange Zeit als giftig galten, treten beim Garen auch bei einigen anderen Fischen auf, sind jedoch kein Grund zur Beunruhigung. Die Grünfärbung ist auf Vivianit zurückzuführen; ungiftiges Eisenphosphat. Ein weiteres Merkmal ist, dass Aalmuttern meist in Gesellschaft von ein bis drei Artgenossen auftreten, obwohl sie im Grunde keine Schwarmfische sind.

Bei den Aalmuttern in der Nordsee wurden zunehmend Fehlbildungen der Genitalien festgestellt, die auf das Zutun des Menschen zurückzuführen sind. Während sich in den Hoden der männlichen Fische Eizellen befinden, sind Eizellen der Weibchen oft sehr stark beschädigt. Schuld daran können beispielsweise die Farblackierung von Schiffen und andere Chemikalien sein, die partikelweise mit der Nahrung aufgenommen werden.

Die Bauchflossen der Aalmuttern sind in der Regel sehr weit vorne und in Kopfnähe zu sehen, sind aber ebenfalls sehr oft verletzt oder verstümmelt, wenn sie nicht gar komplett fehlen.

Verwandte Fischarten

Hinsichtlich der verwandten Fischarten wurden Aalmuttern im Zuge der Forschung immer wieder zwischen barsch- und dorschartig hin- und herkategorisiert. Ganz zu Beginn wurden sie als Schleimfische oder Gundeln bezeichnet. Tatsächlich hält diese stetige Umkategorisierung bis heute an, da immer wieder neue Merkmale in Erscheinung treten, die eine neue (andere) Zuordnung begründen.

Aalmuttern angeln

Sind Aalmuttern essbar?

Ja. Man hat die Grünknochen (Gräten, die sich während des Garens grün verfärben) als ungiftig diagnostiziert, wodurch die Aalmutter angelbar und für die Zubereitung in der Küche tauglich ist. Aalmutter wird ohne Haut entweder in Butter gebraten oder geräuchert zubereitet und zählt so als Delikatesse; dennoch sind die Fänge der Aalmutter überwiegend Beifänge. Kaum jemand angelt diesen Fisch gezielt zur kulinarischen Verwendung. Andererseits wird die Verarbeitung zu Pellets oft von der Fischereiindustrie praktiziert.

Wo kann man Aalmuttern am besten fangen?

An der Ost- und Westküste sind Aalmuttern generell sehr häufig vertreten. Da diese Fischart eher sesshaft ist und keine temperatur- oder jahreszeitbedingten Reisen unternimmt, trifft man sie hier das ganze Jahr über an. In Häfen und an Küsten verstecken Sie sich gerne dort, wo viel Seegras und Tang vorzufinden ist, unter Muschelschalen oder achtlos entsorgten Müll; aber auch an und unter Schiffen, die stark mit Tang überhangen oder bewachsen sind.

Schonzeiten und Mindestmaße der Aalmutter

Auch wenn die Aalmutter grundsätzlich geangelt werden kann und darf, so gibt es hinsichtlich Mindestmaß und Schonzeit einige Dinge zu beachten, die je nach Bundesland variieren.

BundeslandSchonzeitenMindestmaß
Baden-Württembergganzjährig-
Bayernkeine50 cm
Brandenburgkeine50 cm
Berlinkeine50 cm
Bremenkeine45 cm
Hamburgkeine45 cm
Hessen01.10. bis 01.03.50 cm
Mecklenburg-Vorpommern (Binnengew.)01.12. bis 28.02.50 cm
Mecklenburg-Vorpommern (Küstengew.)01.12. bis 28.02.50 cm
Niedersachsen (Binnengew.)keine35 cm
Niedersachsen (Küstengew.)keine45 cm
Nordrhein-Westfalen01.10. bis 01.03.50 cm
Rheinland-Pfalzkeine50 cm
Saarlandkeine50 cm
Sachsenkeine50 cm
Sachsen-Anhaltkeine50 cm
Schleswig-Holstein (Binnengew.)15.09. bis 31.01.23 cm
Schleswig-Holstein (Küstengew.)15.09. bis 31.01.23 cm
Thüringenkeine45 cm

Häufige Fragen

Die Aalmutter (Zoarces viviparus) ist ein euryhaliner Knochenfisch, der zur Familie der Aalmutterartigen (Zoarcidae) gehört. Sie besitzt einen langgestreckten, aalähnlichen Körper, der von einer kontinuierlichen Rücken-, Schwanz- und Afterflosse umgeben ist. Die Aalmutter hat kleine, runde Schuppen und eine olivgrüne bis bräunliche Färbung mit dunklen Querbändern, die zur Tarnung dienen. Sie erreicht eine maximale Länge von etwa 40-60 cm.

Die Aalmutter kommt hauptsächlich in den Meeres- und Brackwassergebieten des Nordostatlantiks, der Nord- und Ostsee sowie der westlichen Ostsee vor. Sie bevorzugt felsige oder steinige Untergründe in Küstennähe und ist in Tiefen von etwa 1 bis 60 Metern zu finden. Die Aalmutter toleriert eine große Bandbreite an Salzgehalten und Temperaturen, was sie zu einer euryhalinen und eurythermen Art macht.

Die Aalmutter ist ein benthischer Räuber, der sich hauptsächlich von bodenlebenden Wirbellosen wie Krebstieren, Würmern und Weichtieren ernährt. Sie kann auch kleinere Fische und Fischlarven fressen. Die Aalmutter ist vivipar, das heißt, dass sie lebendgebärende Nachkommen zur Welt bringt. Die Weibchen tragen die befruchteten Eier im Körper, und die Embryonen entwickeln sich intern, bevor sie als voll entwickelte Jungfische geboren werden. Dieser Fortpflanzungsmodus ermöglicht der Aalmutter eine höhere Überlebensrate der Nachkommen, da sie bereits gut entwickelt und an die Umwelt angepasst sind.

 

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  • Aalmutter versteckt sich zwischen Steinen: Elena / stock.adobe.com

Christoph beim Angeln

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