Angeln mit Blei: Bleiverbot für Deutschland?

Christoph Hein
Aktualisiert am 13.01.2023

Angeln ohne Blei

Die Verwendung von Blei zum Angeln wird seit einigen Jahren intensiv diskutiert. Die Schädlichkeit des Schwermetalls ist der Dreh und Angelpunkt in dieser Diskussion und vielen Umwelt-, aber auch Tierschützern ein Dorn im Auge. Auch die Europäische Chemikalienagentur befasst sich mit den Risiken, die beim Angeln mit Blei bestehen. Beim Verbot von Bleiangeln geht es nicht nur um den Eintrag des Schwermetalls in Gewässer, sondern auch um dessen Lagerung, Verarbeitung und Umgang in Haushalten und beim Angeln. All das birgt starke gesundheitliche Risiken.

Wird es ein EU-weites Bleiverbot geben?

Schon seit langer Zeit wird die Verwendung von Blei in der Freizeitfischerei europaweit sehr kritisch gesehen. 2014 erarbeitete man zu diesem Thema einen Leitfaden, die „Convention on the Conservation of Migratory Species and Wild Animals“ (COP11). Dieser Leitfaden informiert über die Risiken von Bleibeschwerungen beim Angeln und thematisiert außerdem über das relativ hohe Vergiftungsrisiko von Zugvögeln durch die Schwermetallbelastung des Wassers. Der Leitfaden empfiehlt, die Nutzung von Bleibeschwerungen im Angelsport zu reduzieren. Doch es handelt sich bisher nur um eine Empfehlung, kein Gesetz. Einige Länder sind bei der Einschränkung des Bleiverkaufs schon jetzt deutlich weiter als Deutschland, allen voran Dänemark, Schweden und England. Anfang 2022 haben auch die USA ein generelles Bleiverbot erlassen.

Eine 2018 erstellte Studie der Europäischen Chemikalienagentur ECHA bestärkt die vermuteten Risiken und stellt fest, dass die Umweltbelastung ebenso ernst zu nehmen ist wie die gesundheitlichen Risiken für Angler, Jäger, Sportschützen und Berufsfischer. Bei Berufsfischer und betrifft die Risikowarnung die Netze und Seile, bei Anglern die Köder und Gewichte. Das Gremium geht davon aus, dass europäische Gewässer beim Angeln jährlich mit 2.000 bis 6.000 t Blei belastet werden, in der Berufsfischerei sind es sogar 8000 t. Da die Statistiken sich lediglich auf die verkauften Anglerprodukte beziehen, kann man davon ausgehen, dass deutlich höhere Mengen an Schwermetall eingetragen werden.

Warum ist Blei so beliebt?

Der Köder muss dem Tier in einer gewissen Tiefe angeboten werden, deshalb braucht er auch ein Mindestgewicht. Blei hat eine hohe Dichte, ist also schwer und wird am Markt günstig angeboten. Lange Zeit galt Blei daher als ideales Beschwerer-Material. Es erlaubt, dass die Köder aufgrund der hohen Dichte sehr klein sind. Nur Wolfram hat ähnliche physikalische Eigenschaften wie Blei, ist aber ebenfalls ein Schwermetall und zudem viel teuer in der Gewinnung. Mittlerweile wird auch beim Fliegenfischen nahezu ausschließlich Wolfram verwendet.

Welche Folgen hat die Verwendung von Blei?

Blei ist ein Schwermetall mit nachweislich giftigen Eigenschaften. Angler belasten sich alleine durch Berühren selbst, durch die Ausübung des Sports bzw. der Tätigkeit aber auch die Gewässer. Das Bundesinstitut für Risikobewertung erklärt: Blei ist schon in sehr geringen Mengen als toxisch zu betrachten und besitzt darüber hinaus keinerlei physiologische Funktionen. Blei schädigt den Organismus erheblich. Krankheiten wie hoher Blutdruck, Nieren- und Hirnschäden, Früh- und Fehlgeburten von Schwangeren, geringe Lernfähigkeit sowie Verhaltensauffälligkeiten von Kindern sind nachgewiesen. Über die Plazenta nimmt das Ungeborene giftiges Blei zu sich, wobei schon kleinste Mengen Schäden am Nervensystem und Gehirn des Säuglings verursachen.

Was geschieht mit dem Blei, das in den Gewässern landet?

In welcher Form das eingetragene Blei auf die Umwelt einwirkt, ist umstritten. Anders als bei der Jagd tritt Blei beim Angeln nicht in die Körper der Fische ein, gelangt also nicht in die Nahrungskette. Ferner mangelt es an exakten Messungen über die Konzentration von verlorenem Angelblei in entsprechend genutzten Gewässern. Im günstigsten Fall findet eine Oxidation statt und das Blei bildet am Gewässergrund Sedimente. Dadurch kann immer noch (eine sehr geringe Menge) Blei gelöst werden. Regelmäßig wird davon berichtet, dass Wasservögel beim Gründeln kleine Bleischrote versehentlich mit der Nahrung aufnehmen, was für Tierschützer eine sehr große Bedrohung der Vögel darstellt.

Viele Wasservögel müssen kleine Steine verzehren, damit sie ihre Nahrung im Muskelmagen richtig verdauen können. Es liegt nahe, dass sie die Schrote mit kleinen Steinen verwechseln. Die Funde von verendeten Schwänen in England im Jahr 2019 bestätigen diese Annahme. Man kann davon ausgehen, dass das das Problem keinesfalls lokal begrenzt ist, sondern überall dort auftritt, wo mit Bleigewichten geangelt wird. Genaue Messungen und Beobachtungen gibt es aber auch hier nicht.

Alternativen zu Bleigewichten sind längst am Markt vorhanden

Es gibt bereits einige Alternativen zum Bleigewichten, allerdings sind diese oftmals teurer in der Herstellung. Ein Jigkopf kann durchaus aus umweltfreundlichen Materialien bestehen, ohne dass seine Eigenschaften gegenüber einem klassischen Jigkopf aus Blei schlechter wären.

Dazu gehören etwa Stahl oder Tungsten. Diese sind jedoch in der Anschaffung als auch in der Produktion deutlich teurer als Blei, Angler müssten daher deutlich tiefer in die Tasche greifen.

Regelungen zum Angeln mit Blei in unseren Nachbarländern

Niederlande

Die Niederlande sind eines der wasserreichsten Länder der Welt und als Urlaubsziel für Wassersportler und Sportangler extrem beliebt. Die Regierung hat sich das Ziel gesetzt, das Angeln mit Blei um mindestens 30 % zu reduzieren und bis 2027 ganz zu verbieten. Denn die etwa 1,2 Millionen Angler in den Niederlanden bringen jedes Jahr geschätzt 54 t Blei in die Binnengewässer und noch einmal 450 t in die Küstengewässer ein. Auch hier weiß man, dass Blei direkte Gesundheitsrisiken für Mensch und Tier birgt und die Umwelt schwer belastet. Alle Parteien verpflichten sich daher zu nachhaltigen Alternativen aus Glas, Stein und Eisen. Da der Bleiverzicht zunächst nur schleichend über den Handel vollzogen wird, kannst du als Urlaubsgast immer noch mit Blei angeln. Zeitnah möchte die niederländische Regierung Bleiangeln in einzelnen Gebieten aber ganz verbieten.

Frankreich

Wer in Frankreich mit Blei angeln möchte, benötigt ein absolut sicheres System, das bedeutet, dass der Fisch das Blei im Ernstfall verlieren kann. Festbleimontagen sind in Frankreich also nicht erlaubt. Generell ist Angeln hier nur an zugewiesenen Plätzen möglich.

Dänemark

Dänemark ist besonders fortschrittlich, denn hier gibt es schon seit 1998 ein Verkaufsverbot für bleihaltige Angelgeräte. Der Import und Handel von Blei für Angelzubehör ist in Dänemark seit 1. Januar 2002 verboten. Dabei ist es egal, ob die Geräte in Dänemark hergestellt oder importiert wurden, das Verbot betrifft alle Angelgeräte, die in diesem Land verkauft werden.

Schweiz

Auch in der Schweiz verfolgt man das Ziel, den Einsatz von Blei in die Gewässer deutlich zu reduzieren. Durch Köderverluste beim Angeln gelangen auch hier jährlich ca. 1250 kg Blei in die Natur. Das Land setzt auf Information und hat Bleigewichte bislang noch nicht verboten, plant es aber künftig. Wenn kein anderer Erlass gilt, richten sich Angler nach dem „Schweizer Bundesgesetz über die Fischerei“. Die meisten Bestimmungen erlassen jedoch die Kantone selbst.

Norwegen

Ab Juni 2022 wird das Angeln mit Blei in ganz Norwegen verboten.

Fazit

Noch ist kein Material gefunden, welches eine ähnliche Dichte wie Blei mit sich bringt und gleichzeitig zu ähnlichen Kosten produziert werden kann. Zudem halten viele Angler in Deutschland den Eintrag von Blei in Gewässer immer noch für irrelevant. Doch sie werden sich damit abfinden müssen, dass Blei langfristig aus den Produktkatalogen der Hersteller verschwinden und durch umweltfreundlichere Alternativ ausgetauscht werden wird. Nur gesunde Fischbestände und saubere Gewässer sichern langfristig die Existenz der Industrie- und Freizeitfischerei. Es ist also im eigenen Interesse der Beteiligten, sich bis zu einem endgültigen Verbot selbst zu verpflichten, die Einbringung von Blei in Gewässer so gering wie möglich zu halten.

Quellen

Häufige Fragen zum Bleiverbot

Blei steht beim Angeln in der Kritik, weil es für die Umwelt schädlich ist. Wenn es ins Wasser gelangt, können sich die Tiere, die im Wasser leben, das Blei einatmen oder durch den Verzehr von Fischen aufnehmen. Blei kann bei Tieren und Menschen schwere gesundheitliche Probleme verursachen, wie z.B. Leber- und Nierenschäden, Nervenschäden und Vergiftungen.

In vielen Ländern ist das Verwenden von Blei beim Angeln verboten, einschließlich Großbritannien, Australien, Neuseeland, Kanada und ganz Europa. In den Vereinigten Staaten ist das Verbot von Blei beim Angeln in einigen Staaten und Nationalparks in Kraft.

Blei besitzt eine hohe Dichte und ist daher perfekt geeignet, um bei geringer Maße möglichst schnell abzusinken. Zudem ist es kostengünstig, was ebenfalls von Vorteil ist.

Es gibt mehrere Konsequenzen, die man beim Missachten des Bleiverbots beim Angeln erleiden kann. Zunächst kann man mit einer Geldstrafe rechnen. Je nachdem, wo man angeln geht und wie viele Bleiköder man benutzt, können die Kosten für die Verletzung des Bleiverbots stark variieren. Darüber hinaus kann man auch ein Verbot erhalten, an bestimmten Orten zu angeln. Dies kann dazu führen, dass man in einigen Gebieten nicht mehr angeln darf. Und schließlich können die Konsequenzen für die Umwelt schwerwiegend sein, da Blei giftig ist und die Ökosysteme schädigen kann.

 

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  • Setzkescher: Erlaubt oder verboten?: max5128 / stock.adobe.com

Christoph beim Angeln

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