Fliegenschnur Test & Vergleich 2025
Christoph Hein
Aktualisiert am 06.01.2025
Wer die Fliegenrute und Fliegenrolle schon ausgewählt hat, der wird nicht mehr viel Aufwand bei der Auswahl der richtigen Fliegenschnur haben. Doch wer noch keine AFFTA-Klasse bzw. Schnur ausgewählt hat, steht vor einer riesigen Auswahl. Dieser Beitrag hilft, alle offenen Fragen zu beantworten und die Wahl der passenden Schnur zu erleichtern.
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Die wichtigsten Kriterien bei der Auswahl einer Fliegenschnur
Nicht nur das Auswerfen, sondern auch das Auswählen des richtigen Geräts erweist sich beim Fliegenfischen als besonders schwer. Anders als bei den gewöhnlichen Schnüren kommt es nicht größtenteils auf die Tragkraft, sondern größtenteils auf die AFFTA-Klassen und einige weitere Eigenschaften, die wir im Folgenden erklären werden, an. Daher lässt sich nicht einfach sagen, welche die weltweit beste Fliegenschnur ist.
Zielfisch und Köder
Wie so oft beim Angelgerät, kommt es auch bei der Fliegenschnur darauf an, welcher Fisch damit gefangen werden soll. Die Größe und vor allem das Gewicht des Köders steigt bzw. sinkt mit der Art und Länge des Zielfisches. Daher ist die Fliegenschnur wesentlich dicker als die „Normalen“ und muss eine unterschiedliche Gewichtsverteilung besitzen. Beim Fliegenfischen wird nämlich nicht der Köder, sondern das Eigengewicht der Fliegenschnur für das Auswerfen genutzt. Der Köder wird von der Schnur nur nachgezogen und landet dann mit ein wenig Übung am gewünschten Platz. Wer die Entscheidung nach dem Zielfisch getroffen hat, der sollte nun die richtige AFFTA-Klasse wählen.
AFFTA-Klassen
Die AFFTA (American Fly Fishing Trade Association) -Klassen sind eine internationale Einteilung für Fliegenrollen, -ruten und -schnüre. Sie gehen von 0 bis 15 und werden meist mit einem # vor der Nummer angegeben (früher auch AFTMA Klassen). Je höher die Klasse, desto massiver der Zielfisch und folglich auch das dafür benötigte Gerät und auch die Fliegen. Hier eine kurze Auflistung der AFFTA-Klassen mit den empfohlenen Fischarten:
Wer jedoch schon eine Fliegenrute hat, der wird nicht mehr viele Wahlmöglichkeiten haben, da die AFFTA Klassen im Idealfall zusammenpassen sollten. Eine Toleranz von ungefähr 1 ist jedoch in den meisten Fällen kein Problem, sollte aber getestet werden. Anfängern wird gerne empfohlen, eine Klasse höher als die der Rute zu wählen, um durch das zusätzliche Gewicht die Rute besser aufzuladen.
Zusätzlich werden Schnüre oft in Einhand, Zweihand oder Switch aufgeteilt. In den meisten Fällen reicht eine Einhand Schnur aus, da auch mit einer Einhandrute gefischt wird, was für Einsteiger auch zu empfohlen ist.
Diese schwimmende Fliegenschnur hat bei einer Länge von ca. 27m die Klasse #4 und ist fürs feinere Fliegenfischen entwickelt worden. Die Zielfische sind kleine bis mittelgroße Forellen und Weißfische.
Aufbau einer Fliegenschnur
Um die restlichen Kriterien behandeln zu können, möchten wir kurz den Aufbau einer Fliegenleine erklären. Sie ist in drei Teile aufgebaut: dem Backing, der Hauptschnur, also die eigentliche Fliegenschnur und dem Vorfach.
Sinkverhalten
Bei der Fliegenschnur gibt es sehr viele verschiedene Auswahlmöglichkeiten, die wir Dir so verständlich wie möglich aufzeigen wollen. Grundsätzlich wird in drei Sinkverhalten unterschieden.
Die Intermediate ist eigentlich kein eigener Typ, sondern gehört zu den sinkenden Schnüren. Diese sind nämlich in verschiedene Sinkraten eingeteilt, die in inches per second angegeben werden. Um es Anglern aber beim Kauf leichter zu machen, werden Schnüre mit einer geringen Sinkrate, also langsamen Sinkverhalten als Intermediate bezeichnet. Das reicht für die meisten Angler auch vollkommen aus. Wer die letzten Prozente aus seinen Würfen herausholen möchte, der orientiert sich nicht an dem Begriff, sondern konkret nach den Sinkraten. Dafür ist aber sehr viel Erfahrung notwendig und somit nichts für Anfänger.
Dazu gibt es auch noch hybride Formen wie F/I und F/S welche schwimmen und eine langsam sinkende bzw. sinkende Spitze besitzen. Diese werden jedoch nur in speziellen Fällen wie beim Angeln im Fluss bei starker Strömung eingesetzt, um die Schnur runterzubekommen.
Taper
Eine Fliegenschnur besitzt nicht wie eine gewöhnliche Schnur den gleichen Schnurdurchmesser auf ihrer gesamten Länge. Je nach Typ unterscheiden sich die Abschnittslängen der größeren Durchmesser. Das dient zur Gewichtsverlagerung, um unter anderem unterschiedliche Wurftechniken einzusetzen. Im Folgenden stellen wir die drei verbreitetsten Arten einzeln vor.
Sie sind zwar ziemlich unterschiedlich, allerdings haben sie eine Gemeinsamkeit: Alle beginnen mit einem Tip, welcher dünn genug ist, um an seiner Schlaufe ein Vorfach festzubinden.
- WF (Weight Forward): Die ganze Schnur besteht aus einem Stück, ist aber in einen vorderen Teil, dem Head oder auf Deutsch Keule bzw. Schusskopf, und in einen hinteren Teil, der Running Line, aufgeteilt. In der Keule liegt das meiste Gewicht, wodurch sich die Rute schnell aufladen und schießen lässt. Das ist vor allem bei windigen Bedingungen von Vorteil, da die Schnur nicht ewig lang in der Luft gehalten werden muss, um sie aufzuladen. Das macht sie vermutlich zu am häufigsten verwendete Taper Form.
Der Head kann noch einmal weiter aufgeteilt werden: Front Taper, Belly und Rear Taper. Wichtig ist bloß zu wissen, dass der Belly oder Bauch die dickste Stelle der Schnur ist und der Rear Taper beim Übergang zur Running Line langsam immer dünner wird. Die Running Line fungiert nicht als Gewicht, sondern wird als ganz „normale“ Schnur geschossen. Je kürzer die Keule ist, desto mehr klatscht sie wegen des Gewichts aufs Wasser. Dadurch ist sie nicht gerade für das unauffällige Angeln geeignet. Allerdings wird eine kürzere Keule umso schneller aufgeladen.
- DT (Double Taper): Die beidseitig verjüngte Schnur besteht auch aus nur einem Teil, ist aber symmetrisch aufgebaut, mit dem Belly als Mittelpunkt. Dadurch wird das Gewicht auf die gesamte Schnur verteilt und sie klatscht, anders als die WF, nicht so sehr aufs Wasser. Das macht sie besonders für das unauffällige Angeln mit Trockenfliegen oder Nymphen in kleinen Seen oder Bächen geeignet. Ein Vorteil der DT ist, dass die Schnur einfach gedreht werden kann, wenn der vordere Teil Abnutzungserscheinungen zeigt und der hintere Teil noch voll intakt ist. Der Nachteil der Gewichtsverlagerung ist jedoch, dass einige Fliegenrollen Probleme bekommen können, da die DT insgesamt mehr Platz auf der Rolle benötigt.
- ST (Shooting Taper): Ähnlich wie die Weight Forward, besitzt die ST oder auch Shooting Head genannt, eine Keule. Allerdings ist dieser Head kürzer und die gesamte Schnur besteht aus zwei Teilen: dem Shooting Head und der Running Line, die aber nicht fest miteinander verbunden sind, sondern verknotet werden müssen. Meist liegt dem ST aber die Running Line nicht bei und sie muss separat erworben werden. Das ist nicht zwingend ein Nachteil, sondern eher ein Vorteil, da am Wasser flexibel reagiert werden kann. Der Shooting-Head wird bei Bedarf von z. B. einer schwimmenden zu einer sinkenden Keule getauscht werden, ohne die gesamte Schnur gewechselt werden muss. Das spart zusätzlich auch noch Kosten, da bei Abnutzung nicht die gesamte Länge, sondern nur die Keule getauscht wird.
DT oder WF? Anfängern ist die Weight Forward dank der guten Wurfeigenschaften und der leichten Handhabung sehr zu empfehlen. Sie kann schneller aufgeladen werden, was für den Einstieg ein großer Vorteil ist. Die Shooting Taper ist auch eine Alternative, bietet aber nicht so eine große Auswahl wie die WF. Die DT sollte erst eingesetzt werden, wenn die Wurftechnik stimmt.
Coating und Farbe
Eine Fliegenschnur besteht gewöhnlich aus einem Kern aus einer geflochtenen Schnur und einem Überzug, dem Coating. Es besteht aus verschiedenen Materialien wie Nylon, PVC oder Kevlar und wird mit Weichmachern angereichert, um die Schnur geschmeidig zu machen. Mit der Zeit lässt dies aber immer mehr nach und die Ummantelung wird immer härter und bekommt Risse. Das führt dazu, dass Wasser in den Kern eindringen kann und das Sinkverhalten dadurch leidet. Durch das Reinigen mit den richtigen Pflegemitteln kann dem aber entgegengewirkt werden. Beim Kauf sollte darauf geachtet werden, dass das Coating möglichst wenig Unebenheiten aufweist und geschmeidig ist.
Die Farben sind so eine Sache für sich. Der eine Angler ist davon überzeugt, dass eine unauffällige Farbe den Mehrerfolg bringt, der andere sagt wiederum, dass die Farbe irrelevant sei. Schaden wird eine unauffällige Farbe auf jeden Fall nicht. Die Farben haben beim Fliegenfischen aber auch eine andere, wichtige Funktion. Und zwar die Abgrenzung von der Keule, Running Line und des Backings. Das unterstützt beim Wurf und Drill ungemein. Zusätzlich werden beim schwimmenden Schnüren gerne unauffällige Schnüre für die Unauffälligkeit gewählt und für Sinkende werden oft auffällige Farben gekauft, um zu sehen, wie tief die Schnur schon gesunken ist.
Preis
Nachdem eine bestimmte Klasse und Eigenschaft ausgewählt wurde, kann gesucht werden. Doch wie viel kostet eine gute Fliegenschnur? Wichtig ist die Geschmeidigkeit der Schnur. Oft werden aber die Wurfeigenschaften vom Preis bestimmt. Das muss aber natürlich nicht sein. Gute Schnüre sind schon ab 20,00 € erhältlich. Vor allem Einstieg für den Einstieg ist es kein gut angelegtes Geld, wenn sich direkt eine sehr hochwertige Schnur gekauft wird, bevor das Werfen überhaupt sitzt. Dadurch wird nur das Coating unnötig beschädigt und im Zweifelsfall muss schon eine neue Fliegenschnur her, wenn die Technik ausreichend geübt wurde.
Häufige Fragen zu Fliegenschnur
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