Gütesiegel & Zertifizierungen für Fisch im Überblick
Christoph Hein
Aktualisiert am 10.03.2024
Du isst regelmäßig Fisch aus dem Supermarkt? Egal, ob aus der Tiefkühltruhe oder frisch: Fisch ist gesund und sollte mindestens einmal in der Woche auf dem Speiseplan stehen. Du legst gleichzeitig Wert auf Nachhaltigkeit und möchtest das Ökosystem Meer schützen? Ob Du Deinen Fisch im Supermarkt bedenkenlos kaufen und genießen kannst, ist maßgeblich von drei Punkten abhängig: Wo kommt der Fisch her, wie ist er aufgewachsen und wie wurde er gefangen? Hier kann Dir das sogenannte Gütesiegel weiterhelfen, welches Du auf den meisten Fischverpackungen findest. Es gibt Aufschluss darüber, wo und wie der Fisch gefangen wurde. In folgendem Text verraten wir Dir, welche einzelnen Gütesiegel es gibt und welche besonders empfehlenswert sind.
Vergleich der Gütesiegel ist schwierig
Das Problem: Es gibt so viele verschiedene Gütesiegel, dass es schwer ist, einen guten Überblick zu bekommen. Zudem sind die Bewertungskriterien nicht einheitlich, was es Dir als Verbraucher schwer macht, diese miteinander zu vergleichen.
Eines der Hauptkriterien der Gütesiegel für Fische ist der nachhaltige Fischfang. Doch was bedeutet nachhaltiger Fischfang überhaupt? Eine nachhaltige Fischerei folgt mehreren Grundprinzipien:
- der Lebensraum Meer wird geschont
- überfischte Bestände werden nicht befischt
- es gibt ein Fischereimanagement, das sich an geltende Vorschriften hält
- soziale Standards für die Mitarbeiter werden eingehalten
Warum Gütesiegel überhaupt?
Warum gibt es überhaupt solche Gütesiegel für Fische? Dazu muss man sich den aktuellen Zustand der Weltmeere ansehen. Sowohl den Meeren als auch den darin lebenden Fischen geht es nicht gut. Etwa ein Drittel aller Fischbestände weltweit sind überfischt. Überfischung bedeutet ganz einfach, dass mehr Fische gefangen werden, als durch natürliche Vermehrung nachkommen. Durch diese Überfischung sinkt also der Fischbestand in den Weltmeeren merklich. So geraten ganze Ökosysteme aus dem Gleichgewicht.
Doch damit nicht genug: Auch die Fangmethode, die viele Fischereien anwenden, sind alles andere als akzeptabel. Grundschleppnetze sind besonders verheerend und zerstören den Meeresboden. Dabei nehmen sie viel Beifang mit ins Netz, etwa Meeresschildkröten, Wale, Haie und Delfine. Diese beiden Grundprobleme möchtest Du mit Deinem Fischkonsum sicher nicht unterstützen. Daher achte beim Kauf Deiner Fischprodukte auf entsprechende Gütesiegel. Diese garantieren Dir, dass sowohl der Lebensraum Meer als auch der Fischbestand an sich geschont werden. Auch sollten Dir die Gütesiegel akzeptable Fangmethoden und die Einhaltung von sozialen Richtlinien garantieren.
Einzelne Gütesiegel im Überblick
Nachfolgend eine Übersicht der bekanntesten Gütesiegel für Fisch und deren Besonderheiten. ASC und MSC sind die mit Abstand bekanntesten. Produkte, die mit diesen Gütesiegeln versehen sind, hast du sicher auch schon einmal im Supermarkt gesehen. Das sind allerdings nicht die besten Gütesiegel. Die ersten beiden Plätze belegen Naturland und Bioland, denn diese erfüllen die meisten Kriterien. Leider sieht man Produkte, die mit diesen Siegeln versehen sind, dementsprechend selten im Supermarkt.
Aquaculture Stewardship Council (ASC)
Daten
- Gründungsjahr: 2010
- Geschäftssitz: Großbritannien & Niederlande
- Webseite: https://asc-aqua.org/
Grundsätze
- Umweltauswirkungen: Verringerung negativer Effekte auf die Umgebung und die Artenvielfalt.
- Einsatz von Chemikalien: Reduzierung des Einsatzes von Chemikalien und Medikamenten und sicherstellen, dass deren Anwendung die Umwelt nicht schädigt.
- Einsatz von Futtermitteln: Verwendung nachhaltiger, verantwortungsvoller und rückverfolgbarer Futterquellen.
- Krankheit und Parasiten: Kontrolle und Management von Krankheiten und Parasiten, um negative Auswirkungen auf Wildfischbestände und die umliegende Umwelt zu verhindern.
- Tierwohl: Gewährleistung des Wohlergehens der gezüchteten Tiere.
- Soziale Verantwortung: Sicherstellung der Sicherheit und Fairness für die Arbeitnehmer, Respekt für die lokalen Gemeinschaften und Einhaltung der Menschenrechte.
- Management: Die Betriebe müssen ein effektives Management und langfristige Geschäftsstrategien haben, um Nachhaltigkeit sicherzustellen.
ASC ist ein Siegel für Aquakulturen und wurde ähnlich wie MSC vom WWF eingeleitet. Positiv beim ASC: Das Gütesiegel legt großen Wert darauf, dass die Herkunft des Fischfutters eindeutig belegt werden kann. Auch werden soziale Standards für die Mitarbeiter der Fischzucht eingehalten und die Wasserqualität ist festgelegt.
Das ASC-Siegel verifiziert Fischarten wie Tilapia, Pangasius, Lachs, Garnelen, Forellen und Muscheln. Bei diesem Label, das mittlerweile unabhängig ist, werden Wasserqualität und Kulturendichte eindeutig vorgegeben. Diese beiden Punkte sind positiv. Doch es gibt auch kritische Stimmen. Gentechnisch veränderter Soja wird als Futtermittel eingesetzt, ebenso wie bedenkliches Fischmehl und Fischöl.
Marine Stewardship Council (MSC)
Daten
- Gründungsjahr: 1997
- Geschäftssitz: Großbritannien
- Webseite: https://www.msc.org/de
Grundsätze
- Nachhaltiger Fischbestand:
- Die Fischerei muss sicherstellen, dass die Fischbestände auf einem Niveau bleiben, das ihre Produktivität und Gesundheit langfristig gewährleistet.
- Überfischung muss vermieden werden.
- Minimierung von Umweltauswirkungen:
- Die Fischerei muss so betrieben werden, dass die Integrität des Ökosystems gewahrt bleibt.
- Die Auswirkungen auf andere Arten (Beifang) und Lebensräume sollten minimiert und, wo möglich, vermieden werden.
- Effektives Management:
- Die Fischerei muss unter einem effektiven Management-System betrieben werden, das Gesetze und MSC-Prinzipien und Kriterien beachtet.
- Es sollte eine Anpassungsfähigkeit des Managements geben, um auf veränderte Umstände oder neu entdeckte Auswirkungen der Fischerei zu reagieren.
MSC ist das mit Abstand bekannteste Siegel für ökologisch nachhaltigere Fischereien. MSC ist eine unabhängige Organisation, die Fischereien nicht selbst bewertet. Stattdessen werden unabhängige Gutachter beauftragt. Jedes MSC Zertifikat ist maximal fünf Jahre lang gültig.
Alle Fischereien, die interessiert an einer MSC-Zertifizierung sind, müssen ein 18 Monate dauerndes Prüfverfahren durchlaufen. Dieses wird durch unabhängige Gutachter durchgeführt. Diese Gutachter arbeiten transparent, subjektiv und wissenschaftlich begründet.
Auch gilt MSC als das weltweit strengste Siegel für nachhaltigen Fischfang. Dieser MSC-Standard kann weltweit in allen Meeren, Seen und Flüssen angewandt werden. Auch ist er für alle Fischarten und jede Fangmethode geeignet. Weltweit gibt es momentan etwa 500 Fischfang-Unternehmen, die das MSC-Siegel tragen.
Best Aquaculture Practices (BAP)
Daten
- Gründungsjahr: 1997
- Geschäftssitz: USA
- Webseite: https://www.bapcertification.org/
Grundsätze
- Umweltverantwortung:
- Schutz der umliegenden Naturgebiete, der Biodiversität und der Wasserressourcen.
- Reduzierung von Abfällen und Kontamination.
- Verantwortungsvolle Futterauswahl und -verwendung.
- Soziale Verantwortung:
- Schutz der Arbeitnehmerrechte und Sicherstellung eines sicheren und fairen Arbeitsumfeldes.
- Respektieren und Unterstützen der Rechte lokaler Gemeinschaften.
- Tiergesundheit und -wohl:
- Schutz des Wohlergehens der Tiere durch adäquate Ernährung, gute Gesundheitspraktiken und ein angemessenes Management.
- Vorbeugung von Krankheiten und angemessene Behandlungspraktiken.
- Nahrungsmittelsicherheit:
- Sicherstellung, dass Aquakulturprodukte sicher für den Verbrauch sind. Dies beinhaltet das Management von Krankheiten, Schadstoffen und Kontaminanten.
- Rückverfolgbarkeit:
- Systeme und Prozesse, die eine genaue Rückverfolgung von Aquakulturprodukten entlang der gesamten Lieferkette gewährleisten.
- Integrität des BAP-Programms:
- Sicherstellung der Integrität des Zertifizierungsprozesses durch unabhängige, regelmäßige Überprüfungen und Audits.
Best Aquaculture Practices, kurz BAP, ist ein Gütesiegel für Fische, das von der Global Seafood Alliance festgelegt wurde. Dieses Gütesiegel beinhaltet alle wertvollen Aspekte wie Tierschutz- und Nachhaltigkeit ebenso wie Rückverfolgbarkeit, Lebensmittelsicherheit und soziale Verantwortung. Auch die Verwendung von pflanzlichen Alternativen in Futtermitteln wird ausdrücklich unterstützt.
Friend of the Sea (FOS)
Daten
- Gründungsjahr: 2006
- Geschäftssitz: Italien
- Webseite: https://friendofthesea.org/
Grundsätze
- Keine Überfischung: Die Zielbestände dürfen nicht überfischt werden. Dies wird anhand der aktuellen wissenschaftlichen Daten und der Bewertungen durch regionale Fischereiorganisationen beurteilt.
- Fangmethode und -geräte: Die eingesetzten Fangmethoden sollten eine geringe Umweltauswirkung haben, den Beifang minimieren und den Meeresboden schonen.
- Beifang: Der Beifang von nicht-zielgerichteten Arten muss signifikant reduziert werden, und Arten, die von der IUCN als bedroht eingestuft werden, dürfen nicht als Beifang gefangen werden.
- Umweltauswirkungen: Die Fischereiaktivitäten sollten keine erheblichen negativen Auswirkungen auf das Ökosystem und seine Struktur, Funktionen und Prozesse haben.
- Respektierung der Vorschriften: Die Fischereibetriebe müssen alle nationalen und internationalen Vorschriften befolgen und alle benötigten Lizenzen und Genehmigungen besitzen.
- Soziale Verantwortung: In Übereinstimmung mit der ILO (Internationale Arbeitsorganisation) müssen die Rechte der Arbeiter respektiert werden, einschließlich fairer Löhne und sicherer Arbeitsbedingungen.
- Aquakultur: Für Aquakultur-Unternehmen umfassen die Standards zusätzlich Kriterien wie das Verbot der Verwendung von GMOs (gentechnisch veränderten Organismen), die Reduzierung des Einsatzes von Chemikalien, die Vermeidung von Schäden an Mangroven oder anderen empfindlichen Lebensräumen und die Kontrolle von Wasserqualität und Abfall.
- Rückverfolgbarkeit: Alle Produkte, die mit dem FOS-Siegel gekennzeichnet sind, müssen rückverfolgbar sein, vom Fang oder Anbau bis zum Endverbraucher.
Friend of the Sea zertifiziert sowohl Wildfang als auch Aquakulturen. Die Regelungen hier sind eindeutig: Es dürfen nur nicht überfischte Arten gefangen werden und der Meeresboden soll dabei so wenig wie möglich geschädigt werden. Zudem darf die Beifangquote höchstens acht Prozent der Gesamtmasse betragen. FOS wurde im Jahr 2006 gegründet. Du erkennst das Label an einem roten Kreis, in dem sich ein weißes Schiff auf blauem Untergrund befindet. Insgesamt sind die ökologischen Ansprüche an die Aquakulturen hier höher als beim ASC-Siegel. Dennoch steht auch diese Zertifizierung häufig in der Kritik. Bemängelt wird vor allem die mangelnde Transparenz.
Naturland
Daten
- Gründungsjahr: 1982
- Geschäftssitz: Deutschland
- Webseite: https://www.naturland.de/de/
Grundsätze
- Nachhaltige Fischerei:
- Die Fischbestände müssen auf einem Niveau gefischt werden, das ihre langfristige Erhaltung sicherstellt. Überfischung wird vermieden.
- Die Auswirkungen auf andere Tierarten und den Meeresboden sollen minimiert werden.
- Schutz von Ökosystemen:
- Die Fischereipraktiken sollen das marine Ökosystem schonen.
- Besonders sensible Gebiete, wie z. B. Laichgebiete, sollen besonders geschützt werden.
- Der Beifang sollte minimiert und, wo möglich, vermieden werden.
- Soziale Standards:
- Die Rechte der Fischer und anderer Arbeitnehmer im Fischereisektor müssen geachtet werden. Dies beinhaltet faire Löhne, sichere Arbeitsbedingungen und die Einhaltung von Arbeitsrechten.
- Verbot von Zwangsarbeit und Diskriminierung.
- Transparente Rückverfolgbarkeit:
- Die Herkunft des Fisches muss über die gesamte Lieferkette hinweg nachverfolgbar sein.
- Schonende Fangmethoden:
- Der Einsatz von Fischereigeräten und -techniken, die die Meeresumwelt weniger beeinträchtigen, wird bevorzugt.
- Bewertung und Management:
- Ein effizientes Fischereimanagement muss vorhanden sein.
- Regelmäßige Bewertungen der Fischbestände und Anpassung der Fangmengen basierend auf wissenschaftlichen Daten.
- Engagement der Gemeinschaft:
- Die Beteiligung und das Engagement von lokalen Gemeinschaften und Stakeholdern im Fischereimanagement sind wichtig.
Naturland ist ein Siegel für Wildfisch und Aquakulturen. Wir empfehlen Naturland deshalb, weil es sehr strenge Kriterien für die Zertifizierung hat. Sowohl der dauerhafte Erhalt des Fischbestandes als auch Natur- und Klimaschutz sowie der Erhalt von Boden und Wasser stehen bei Naturschutz klar im Vordergrund.
Eine niedrige Besatzdichte für die Zuchtbecken sowie der Verzicht auf Chemikalien zeichnen Naturland ebenso aus. Damit hält Naturland besonders viele Kriterien ein und hebt sich daher positiv von Konkurrenten wie MSC ab. Schade, dass Produkte mit dem Naturland Siegel eher selten im Handel erhältlich sind.
Bioland
Daten
- Gründungsjahr: 1971
- Geschäftssitz: Deutschland
- Webseite: https://www.bioland.de/verbraucher
Grundsätze
- Geschlossener Betriebskreislauf: Bioland-Betriebe streben einen möglichst geschlossenen Nährstoffkreislauf an. Dies bedeutet, dass sie bevorzugt betriebseigene Futtermittel verwenden und möglichst alle benötigten Nährstoffe für den Anbau aus dem eigenen Betrieb beziehen.
- Chemiefreier Anbau: Der Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln und Düngern ist verboten. Stattdessen werden natürliche Methoden zur Schädlingsbekämpfung und zur Steigerung der Bodenfruchtbarkeit eingesetzt.
- Vielfalt: Biodiversität wird großgeschrieben. Dies betrifft sowohl den Anbau von unterschiedlichen Pflanzenarten und -sorten als auch die Haltung verschiedener Tierarten.
- Tierwohl: Tiere werden artgerecht und mit ausreichend Auslauf gehalten. Übermäßige Nutzung von Medikamenten, insbesondere Antibiotika, wird vermieden. Tierische Erzeugnisse stammen ausschließlich von Tieren, die nach Bioland-Richtlinien gehalten werden.
- Keine Gentechnik: Der Einsatz von gentechnisch veränderten Organismen oder deren Derivaten ist streng verboten.
- Nachhaltige Wirtschaftsweise: Bioland-Betriebe wirtschaften ressourcenschonend und energieeffizient.
- Bodenschutz: Der Boden wird als lebendiges System betrachtet, das es zu erhalten und zu fördern gilt. Maßnahmen wie Fruchtfolge, Gründüngung und Kompostierung dienen dazu.
- Natürliche Verarbeitung: Bei der Verarbeitung von Lebensmitteln werden nur wenige, streng geprüfte Zusatzstoffe zugelassen. Die Verarbeitung soll den Charakter des Lebensmittels erhalten und seine Qualität hervorheben.
- Transparenz und Vertrauen: Regelmäßige Kontrollen stellen sicher, dass die Bioland-Richtlinien eingehalten werden. Durch die Zertifizierung und das Bioland-Siegel können Verbraucher vertrauensvoll einkaufen.
- Regionalität: Bioland fördert kurze Transportwege und die Zusammenarbeit von Erzeugern und Verbrauchern in der Region.
Bioland ist eines der wenigen Siegel, an dem es kaum Kritikpunkte gibt. Allerdings sind hier die Bewertungskriterien so streng, dass auch Fisch mit diesem Siegel kaum im Handel erhältlich ist. Wenn Du Dich für Fisch mit dem Gütesiegel Bioland entscheidest, sagst Du Nein zu Gentechnik, Massentierhaltung und allen Arten von chemischen Zusätzen.
EU-Bio-Siegel
Daten
- Gründungsjahr: 2010
- Geschäftssitz: EU
- Webseite: https://www.bmel.de/DE/themen/landwirtschaft/oekologischer-landbau/bio-siegel.html
Grundsätze
- Chemiefreier Anbau: Der Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden, Fungiziden und Herbiziden ist verboten. Erlaubt sind nur bestimmte natürliche oder traditionelle Pflanzenschutzmittel.
- Natürliche Düngung: Chemisch-synthetische Düngemittel sind verboten. Stattdessen werden organische Dünger wie Kompost und tierische Ausscheidungen verwendet.
- Tierwohl: Tiere müssen gemäß bestimmten Standards für die biologische Tierhaltung gehalten werden, die unter anderem regelmäßigen Auslauf im Freien und eine biologische Fütterung vorschreiben. Die Verwendung von Antibiotika ist streng reguliert.
- Keine Gentechnik: Der Einsatz von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) und deren Derivaten ist im ökologischen Landbau verboten.
- Bodenschonung: Maßnahmen wie Fruchtfolge und der Einsatz von Gründüngungspflanzen tragen zur Erhaltung und Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit bei.
- Natürliche Verarbeitung: Bei der Verarbeitung von Bio-Lebensmitteln sind nur wenige Zusatzstoffe erlaubt. Konservierungsstoffe, künstliche Farbstoffe und einige andere Stoffe, die in konventionellen Lebensmitteln zugelassen sind, dürfen in Bio-Lebensmitteln nicht verwendet werden.
- Kontrollsystem: Betriebe, die Bio-Lebensmittel produzieren oder verarbeiten, müssen mindestens einmal jährlich von einer zugelassenen Kontrollstelle überprüft werden. Dies garantiert die Einhaltung der EU-Bio-Standards.
- Kennzeichnung: Produkte, die die EU-Bio-Standards erfüllen, können mit dem EU-Bio-Siegel gekennzeichnet werden. Dies gibt dem Verbraucher Sicherheit über die Herkunft und Qualität des Produkts.
- Vorsicht mit Kontamination: Maßnahmen müssen ergriffen werden, um die Kontamination von Bio-Produkten mit nicht-biologischen Substanzen oder Produkten zu vermeiden.
- Biodiversität: Die Förderung der biologischen Vielfalt ist ein wichtiger Bestandteil des ökologischen Landbaus.
Beim EU-Bio-Siegel stehen gesundheitliche und ökologische Aspekte im Vordergrund. Es handelt sich um ein staatliches Öko-Siegel, das von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) vergeben wird. Hersteller, die ein solches Siegel benutzen, werden mindestens einmal im Jahr kontrolliert. Das Bio-Siegel, das Du leicht am europaweit einheitlichen Bio-Logo erkennst, hat mehrere Vorteile und ist vertrauenswürdig. Unter anderem zeichnet es sich durch eine artgerechte Haltung aus. Die Tiere haben hier also mehr Platz als in der konventionellen Haltung.
GGN-Label von Global G.A.P. (Good Agriculture Practice)
Daten
- Gründungsjahr: 1997
- Geschäftssitz: Deutschland
- Webseite: https://www.globalgap.org/de/
Grundsätze
- Lebensmittelsicherheit: Gewährleistung, dass Lebensmittel sicher produziert werden und keine Gesundheitsrisiken für den Verbraucher darstellen.
- Arbeitsbedingungen: Achtung der Arbeiterrechte, Gewährleistung sicherer Arbeitsbedingungen und Verbot von Kinderarbeit.
- Tierschutz: Einhaltung bestimmter Standards für die artgerechte Haltung und Behandlung von Tieren.
- Umweltschutz: Schutz von Ökosystemen, Bewahrung der Biodiversität und nachhaltige Nutzung von Ressourcen.
- Gesundheit, Sicherheit und Wohlergehen der Arbeitnehmer: Schulung der Arbeitnehmer in sicherheitsrelevanten Aspekten und Gewährleistung eines sicheren Arbeitsumfelds.
- Rückverfolgbarkeit und Transparenz: Alle Stufen der Produktion müssen dokumentiert sein, sodass Produkte zurückverfolgt werden können.
- Integrierter Pflanzenschutz: Reduzierung des Einsatzes von Pestiziden durch integrierte Schädlingsbekämpfungsstrategien.
- Bewirtschaftung von Nutzpflanzen: Förderung von nachhaltigen Anbaumethoden und -techniken.
- Gewässerschutz: Schutz der Wasserressourcen und Minimierung der Wasserverschmutzung.
- Bodenmanagement: Maßnahmen zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und Verhinderung von Erosion.
GGN ist eine Zertifizierung für nachhaltige Aquakulturen. Diese umfassen sowohl den Tier- und Umweltschutz als auch Soziales und Lebensmittelsicherheit. Global G.A.P. ist eine weltweit tätige Organisation, die Zertifizierungen für die Landwirtschaft allgemein vergibt. Die Abkürzung steht dabei für Gute Agrar-Praxis. Das Siegel für Aquakulturen wird hier nur dann vergeben, wenn kein Wildfang oder genetisch veränderte Tiere bei der Zucht eingesetzt werden. Auch müssen alle Bestände komplett rückverfolgbar sein.
Anhand einer 13-stelligen Identifikationsnummer kannst du bei diesem Siegel genau erkennen, wo der Fisch herkommt. Leider findet man dieses Gütesiegel auf Supermarktprodukten eher selten.
Obwohl sich das alles gut anhört, kritisiert Greenpeace die Zertifizierungen als nicht nachhaltig. Zum Beispiel gibt es Lücken bei der Herkunft des Futters sowie bei den Umweltaspekten. Auch leben in den Zuchtbecken oft mehr Tiere als empfohlen wird.
Dolphin Safe Fishing
Daten
- Gründungsjahr: 1990
- Geschäftssitz: USA
- Webseite: https://savedolphins.eii.org/campaigns/dsf
Grundsätze
- Kein Verfolgen von Delfinschulen: Einige Methoden des Thunfischfangs beinhalten das Aufspüren und Verfolgen von Delfinschulen, da sich Thunfische oft unter solchen Schulen aufhalten. Ein “Dolphin Safe” zertifiziertes Produkt garantiert, dass solche Fangmethoden nicht angewendet wurden.
- Kein Einsatz von Treibnetzen: Treibnetze sind großflächige Netze, die im Meer treiben und eine hohe Anzahl von Meerestieren, einschließlich Delfinen, unbeabsichtigt fangen können. Der Einsatz dieser Netze ist für “Dolphin Safe” zertifizierte Fischereien verboten.
- Keine Beifänge und Todesfälle: Für ein Produkt, das das “Dolphin Safe” Siegel trägt, darf während des Fangvorgangs kein Delfin getötet oder schwer verletzt worden sein.
- Unabhängige Beobachtung: In vielen Fällen wird der “Dolphin Safe” Status durch unabhängige Beobachter bestätigt, die auf den Fangschiffen anwesend sind und sicherstellen, dass die Richtlinien eingehalten werden.
- Rückverfolgbarkeit: Die Fischereien müssen genaue Aufzeichnungen über ihre Fangmethoden und -ergebnisse führen, damit die Einhaltung der “Dolphin Safe” Kriterien jederzeit überprüft werden kann.
- Ausbildung und Schulung: Besatzungsmitglieder der Fischereischiffe werden geschult, um Delfinschonende Fangmethoden anzuwenden und Beifangsituationen zu vermeiden.
Dolphin Safe Fishing ist ein Gütesiegel speziell für Thunfisch. Dieses wird nur dann vergeben, wenn von einer Fischerei Maßnahmen zum Schutz von Delfinen eingehalten werden. Siehst Du also einen Delfin auf einer Thunfischdose, handelt es sich um das Gütesiegel Dolphin Safe Fishing. Dann kannst Du Dir sicher sein, dass bei der Thunfischjagd keine Delfine verletzt oder gar getötet werden. Treibnetze sind ebenfalls nicht erlaubt. So weit, so gut. Die Delfine werden also bestmöglich geschützt. Über die Qualität des Thunfisches sagt die Zertifizierung aber nichts aus. Dieser muss also nicht zwingend aus nachhaltiger Fischerei stammen.
Gibt es „das beste Fischsiegel“?
Fakt ist: Die Gütesiegel geben Dir lediglich eine grobe Orientierung für Deinen nachhaltigen Kauf von Fisch und Meerestieren. Allerdings unterscheiden sich die Bewertungskriterien der verschiedenen Siegel teilweise drastisch voneinander. Es kommt also immer auf den Einzelfall an. Nicht immer sind alle Vorgaben der Siegel befriedigend. Grundsätzlich aber sind die meisten Fische mit Siegel empfehlenswert.
Das „beste Fischsiegel“ aber gibt es definitiv nicht. Das aktuell häufigste und bekannteste Fisch-Siegel und trotz ständiger Kritik eine wichtige Einkaufshilfe im Supermarkt für Dich ist das MSC-Siegel. Dabei gilt MSC für Wildfisch und Meeresfrüchte, während ASC nur Zuchtfisch zertifiziert.
Vorteile von Fisch mit Gütesiegel gegenüber ohne Siegel
Was die Vorteile von Fisch Gütesiegeln sind, solltest Du nun bereits erfahren haben. Hier noch einmal kurz zusammengefasst: Kaufst Du Fisch im Supermarkt, der mit einer Zertifizierung versehen ist, trägst Du zum Schutz der Weltmeere bei. Du sorgst also dafür, dass einer Überfischung entgegengewirkt wird und die Ökosysteme im Gleichgewicht bleiben. Ebenso setzt Du Dich mit dafür ein, dass akzeptable Fangmethoden verwendet werden. Alle Fisch-Zertifikate versprechen einen nachhaltigen und umweltschonenden Fischfang. Das spiegelt sich letztendlich auch in der Qualität vom Fisch wieder. Beim Einkauf auf ein Fisch-Gütesiegel zu achten, ist also absolut empfehlenswert.
Welche Kritik gibt es seitens Tierschutzorganisationen an den Gütesiegeln?
Das Hauptproblem bei den meisten Gütesiegeln: Die Vorgaben sind zu schwach und unklar formuliert. Bei MSC zum Beispiel müssen die Vorgaben nur zu 60 bis 80 Prozent erfüllt werden, um eine Zertifizierung zu erhalten. Das ist bei Weitem nicht genug und Grund dafür, dass MSC so häufig in die Kritik gerät. Unter anderem deshalb, weil schädliche Fangmethoden akzeptiert werden. Auch am ASC-Siegel gibt es deutliche Kritik. Hier ist der Einsatz von gentechnischem Soja als Futter erlaubt.
Der Naturschutzbund NABU kritisiert weiterhin, dass schädliche Fanggeräte und soziale Aspekte bei der Siegelvergabe kaum berücksichtigt werden.
Eine hervorragende Quelle bietet der NABU hier unter https://siegelcheck.nabu.de/.
Wie erfolgt die Vergabe und Prüfung der Siegel?
Damit eine Marke ein Fisch Gütesiegel erhält, wird es in einem aufwendigen Verfahren geprüft. Diese Prüfung erfolgt durch unabhängigen Zertifizierungsstellen und Wissenschaftlern. Wurde dann das Siegel vergeben, darf es für bis zu fünf Jahre genutzt und die Produkte entsprechend gekennzeichnet werden. Einmal im Jahr muss das Unternehmen dann nachweisen, dass es nach wie vor einen nachhaltigen Fischfang betreibt.
Am Beispiel MSC kann man die Zertifizierung genau beschreiben. Die MSC-Zertifizierung beginnt mit einem Prüfverfahren, das 18 Monate lang dauert. Unabhängige Gutachter prüfen während dieser Zeit genau, ob alle Nachhaltigkeitskriterien erfüllt werden. Dazu gehören natürlich Besuche direkt an Bord der Fischereiboote. Ist das Gutachten schließlich erstellt, werden noch einmal Zweitgutachter auf den Plan gerufen. Die Prüfung erfolgt also gleich doppelt. Auch wenn die Zertifizierung erfolgt ist, kommt es weiterhin zu Kontrollen. Bei vielen Fangfahrten ist etwa ein Fischereibeobachter mit an Bord. Oder aber, die einzelnen Fischfänge werden durch Hafeninspekteure kontrolliert. Auch Auf-See-Kontrollen und Überwachungskameras an Bord dienen dazu, dass alle Vorgaben eingehalten werden. Mindestens einmal im Jahr findet zusätzlich eine Kontrolle durch einen unabhängigen Gutachter statt.
Fazit und Empfehlung für den Verbraucher
Für Dich als kritischen Kunden sind die Fischsiegel sinnvoll und helfen bei Deiner Kaufentscheidung. Zwar macht es der Dschungel an diversen Gütesiegeln für Fisch es Dir nicht leicht. Aktuellen Umfragen zufolge legen immer mehr Verbraucher längst Wert auf nachhaltigen Fischgenuss. Die Handelsunternehmen wie REWE, Edeka, Lidl und Aldi haben mittlerweile alle zertifizierte Ware im Angebot. Dabei herrschen Gütesiegel wie ASC und MSC vor. Bei Aldi stammen sogar 97 Prozent des gesamten Fischangebotes aus nachhaltigem Fang und sind zertifiziert.
Video: Fisch aus Zucht oder Wildfang
Quellen
- https://www.verbraucherzentrale.de/umwelt-haushalt/nachhaltigkeit/fischsiegel-und-label-eine-orientierung-fuer-ihren-einkauf-69877
- https://www.naturland.de/de/
- https://siegelcheck.nabu.de/
- https://www.msc.org/de/ueber-uns/fischereizertifizierung-erklaert
- https://bracenet.net/blog/9-fischsiegel-im-uberblick/
- https://www.merkur.de/leben/genuss/fisch-siegel-bedeuten-welches-empfehlenswert-zr-10551524.html
- https://www.planet-wissen.de/natur/meer/ueberfischung_der_meere/fisch-siegel-100.html
- https://www.tauchen.de/wissen/save-the-ocean/fisch-mit-brief-und-siegel/
- https://www.falstaff.com/de/news/msc-asc-ggn-co-die-wichtigsten-fisch-guetesiegel
- https://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Fisch-kaufen-Sind-Siegel-wie-MSC-sinnvoll,fisch195.html
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