Barrierefreie Angelplätze in Deutschland

Christoph Hein
Aktualisiert am 05.09.2023

Barrierefreier Angelplatz

Ein Handicap, egal ob körperlich oder geistig, schränkt das Leben immer stark ein. Dies gilt auch für den Angelsport, bei dem es einige Hürden für Menschen mit Beeinträchtigung gibt. Neben fehlenden geeigneten Angelspots ist hauptsächlich das Finden der vorhandenen, barrierefreien Angelplätze eine echte Herausforderung. Informationen bzw. genaue Adressen sind schwierig bis gar nicht im Netz zu finden.

Diesem Problem haben wir uns angenommen. Auf der folgenden Karte findet ihr daher alle barrierefreien Angelspots, welche wir durch eigene Recherche und Nachfrage bei den deutschen Fischereiverbänden und -Vereinen der einzelnen Bundesländer zusammengetragen haben.

Karte: Barrierefreie Angelspots in Deutschland

BezeichnungAdresseBeschreibung

Hinweis: Alle Einträge werden vor der Freischaltung händisch geprüft.

Falls ein Angelspot bereits in der Karte eingetragen ist, jedoch die Adressdaten nicht korrekt sind oder irgendetwas anderes nicht stimmt, schreibt mir eine kurze Mail an christoph@angelmagazin.de.

Was qualifiziert einen Angelplatz als barrierefrei?

Dies lässt sich nicht zu 100 Prozent pauschalisieren, denn jede Bedarfsgruppe hat unterschiedliche Ansprüche. Dennoch lässt sich generell festhalten, dass folgende Eigenschaft gegeben sein sollten:

  • Angelspot sollte mit dem Auto direkt angefahren werden können
  • Der Weg zum Angelspot sowie der Angelspot selbst sollten komplett ebenerdig sein, sodass dieser problemlos mit dem Rollstuhl erreichbar ist
  • Das Keschern von Fischen sollte auch aus dem Rollstuhl problemlos möglich sein, der Spot darf also nicht zu hoch liegen, wie bspw. an einer Spundwand.
  • Optional: Der Angelspot sollte gegen das Wegrollen des Rollstuhls gesichert sein, also eine kleine Kante zum Wasser aufweisen.
  • Optional: Der Angelspot hat barrierefreies WC in der Nähe.

Informationen nach Bundesland

Wenn ihr euch über die lokalen Gegebenheiten informieren möchtet, hilft es in den meisten Fällen, erst einmal beim entsprechenden Angelverband des Bundeslands nachzufragen. In vielen Fällen gibt es hier einen extra Ansprechpartner/in, welche/r für das Thema “Barrierefreies Angeln” zuständig ist.

In einigen Bundesländern gibt es zudem Listen und Angelführer, welche die entsprechenden Angelplätze ausweisen und weitere hilfreiche Informationen liefern. Allerdings ist dies nicht in allen Bundesländern so, sodass eine persönliche Nachfrage oftmals unumgänglich ist, da die Informationen nicht gut zugänglich vorliegen.

Wir haben die zuständigen Landesanglerverbände der Länder kontaktiert und um genaue Informationen zu diesem Thema gebeten. Alle vorliegenden Informationen findet ihr in der nachfolgenden Liste. Da es außerdem auch teils besondere Regelungen zum Angelschein / zur Fischerprüfung gibt, haben wir diese ebenfalls in die Liste aufgenommen, wenn vorhanden.

Baden-Württemberg

Ansprechpartner/in: 

  • Kein direkter Ansprechpartner/in vorhanden

Veranstaltungen:

  • Keine Informationen zu Veranstaltungen vorhanden.

Regelungen zum Angelschein:

  • Keine besonderen Informationen zum Angelschein vorhanden

Sonstige Informationen:

Angeln in Baden Württemberg

Bayern

Ansprechpartner/in: 

  • Kein direkter Ansprechpartner/in vorhanden

Veranstaltungen:

  • Keine Informationen zu Veranstaltungen vorhanden.

Regelungen zum Angelschein:

  • Zitat: Volljährige Menschen mit Behinderung können den Fischereischein auch ohne vorherige Prüfung erhalten, wenn sie a) mit einem auf einer geistigen Behinderung beruhenden und amtlich festgestellten Grad der Behinderung aa) von mindestens 80 v. H. oder bb) von mindestens 50 v. H., sofern nachweislich eine Schule zur sonderpädagogischen Förderung besucht wurde oder wird, b) die durch Vorlage des Ausweises für schwerbehinderte Menschen und einer fachärztlichen Bescheinigung nachweisen, dass sie nach Art und Schwere ihrer körperlichen oder seelischen Behinderung die Fischerprüfung (Art. 59 BayFiG) nicht bestehen können.
  • Quelle: https://www.gesetze-bayern.de/Content/Document/BayAVFiG-3?AspxAutoDetectCookieSupport=1&fontsize=small

Sonstige Informationen:

  • Keine weiteren Informationen vorhanden.
Angeln in Bayern

Berlin

Ansprechpartner/in: 

  • Kein direkter Ansprechpartner/in vorhanden

Veranstaltungen:

  • Keine Informationen zu Veranstaltungen vorhanden.

Regelungen zum Angelschein:

  • Keine besonderen Informationen zum Angelschein vorhanden

Sonstige Informationen:

  • Keine weiteren Informationen vorhanden.
Angeln in Berlin

Brandenburg

Ansprechpartner/in: 

  • Kein direkter Ansprechpartner/in vorhanden

Veranstaltungen:

  • Keine Informationen zu Veranstaltungen vorhanden.

Regelungen zum Angelschein:

  • Keine besonderen Informationen zum Angelschein vorhanden

Sonstige Informationen:

  • Keine weiteren Informationen vorhanden.
Angeln in Brandenburg

Bremen

Ansprechpartner/in: 

  • Kein direkter Ansprechpartner/in vorhanden

Veranstaltungen:

  • Keine Informationen zu Veranstaltungen vorhanden.

Regelungen zum Angelschein:

  • Keine besonderen Informationen zum Angelschein vorhanden

Sonstige Informationen:

  • Keine weiteren Informationen vorhanden.
Angeln in Bremen

Hamburg

Ansprechpartner/in: 

  • Kein direkter Ansprechpartner/in vorhanden

Veranstaltungen:

  • Keine Informationen zu Veranstaltungen vorhanden.

Regelungen zum Angelschein:

  • Zitat: Personen, die auf Grund einer Behinderung nicht in der Lage sind eine Angelprüfung abzulegen, sind mit Genehmigung der zuständigen Behörde berechtigt, in Begleitung einer volljährigen Fischereischeininhaberin oder eines volljährigen Fischereischeininhabers die Fischerei mit einer Handangel auszuüben.

Sonstige Informationen:

  • Keine weiteren Informationen vorhanden.
Angeln in Hamburg

Hessen

Ansprechpartner/in: 

  • Kein direkter Ansprechpartner/in vorhanden

Veranstaltungen:

  • Keine Informationen zu Veranstaltungen vorhanden.

Regelungen zum Angelschein:

  • Keine besonderen Informationen zum Angelschein vorhanden

Sonstige Informationen:

  • Keine weiteren Informationen vorhanden.
Angeln in Hessen

Mecklenburg-Vorpommern

Ansprechpartner/in: 

  • Kein direkter Ansprechpartner/in vorhanden

Veranstaltungen:

  • Keine Informationen zu Veranstaltungen vorhanden.

Regelungen zum Angelschein:

  • Zitat:  Eine Befreiung von der Fischereischeinpflicht hat der Gesetzgeber in § 7 Abs. 7 LFischG für Behinderte oder kranke Menschen, die Schwerbehinderte im Sinne des § 2 Abs. 2 des Neunten Buches Sozialgesetzbuch sind oder durch amtsärztliches Attest nachweisen können, dass sie am Ablegen der Fischereischeinprüfung gehindert sind, bestimmt. Soweit die Befreiung in Anspruch genommen wird, müssen die Bürger unter Aufsicht einer volljährigen Person angeln, die im Besitz eines Fischereischeins ist. Der Nachweis der Schwerbehinderung oder das amtsärztliche Attest ist zusammen mit einer Angelerlaubnis für das Gewässer beim Angeln mitzuführen und den Kontrollbefugten zur Prüfung vorzulegen.
  • Quelle: https://www.lallf.de/

Sonstige Informationen:

Angeln in Mecklenburg-Vorpommern

Niedersachsen

Ansprechpartner/in: 

  • Kein direkter Ansprechpartner/in vorhanden

Veranstaltungen:

  • Keine Informationen zu Veranstaltungen vorhanden.

Regelungen zum Angelschein:

  • Keine besonderen Informationen zum Angelschein vorhanden

Sonstige Informationen:

  • Keine weiteren Informationen vorhanden.
Angeln in Niedersachsen

Nordrhein-Westfalen

Ansprechpartner/in: 

  • Kein direkter Ansprechpartner/in vorhanden

Veranstaltungen:

  • Keine Informationen zu Veranstaltungen vorhanden.

Regelungen zum Angelschein:

Sonstige Informationen:

  • Keine weiteren Informationen vorhanden.
Angeln in Nordrhein-Westfalen

Rheinland-Pfalz

Ansprechpartner/in: 

  • Kein direkter Ansprechpartner/in vorhanden

Veranstaltungen:

  • Keine Informationen zu Veranstaltungen vorhanden.

Regelungen zum Angelschein:

  • Zitat: Personen, die das sechzehnte Lebensjahr vollendet haben und aufgrund einer körperlichen, geistigen oder psychischen Behinderung keine Fischerprüfung ablegen können, kann ein Sonderfischereischein erteilt werden.Der Jugendfischereischein und der Sonderfischereischein berechtigen nur zur Ausübung der Fischerei in Begleitung eines Fischereischein-inhabers. Bei Personen, die das zehnte Lebensjahr noch nicht vollendet haben, muss der Fischereischeininhaber stets bereit und in der Lage sein, unmittelbar einzugreifen. Personen vor Vollendung des zehnten Lebens-jahres ist das Abködern lebender Fische und das Betäuben und Töten von Fischen nicht erlaubt.
  • Quelle: http://www.lfvrlp.de/

Sonstige Informationen:

  • Keine weiteren Informationen vorhanden.
Angeln in Rheinland-Pfalz

Saarland

Ansprechpartner/in: 

  • Kein direkter Ansprechpartner/in vorhanden

Veranstaltungen:

  • Keine Informationen zu Veranstaltungen vorhanden.

Regelungen zum Angelschein:

  • Keine besonderen Informationen zum Angelschein vorhanden

Sonstige Informationen:

  • Keine weiteren Informationen vorhanden.
Angeln im Saarland

Sachsen

Ansprechpartner/in: 

  • Kein direkter Ansprechpartner/in vorhanden

Veranstaltungen:

  • Es finden gelegentlich Gemeinschaftsangeln für Menschen mit Beeinträchtigung statt. Diese werden durch einzelne Vereine selbst organisiert. Diese werden durch den LAV Sachsen bei Bedarf unterstützt. Der Landesverband selbst hat bisher noch keine Veranstaltungen organisiert.

Regelungen zum Angelschein:

Menschen mit Beeinträchtigung können zudem bei der Sächsischen Fischereibehörde einen Antrag auf einen speziellen Fischereischein stellen, für den kein Sachkundenachweis erforderlich ist. Dies erspart die Teilnahme am normalerweise notwendigen Lehrgang und der Prüfung. Mit dem speziellen Fischereischein dürfen beeinträchtigte Personen in Anwesenheit eines volljährigen Fischereischeininhabers die Angelei ausüben.

Quelle: https://www.landwirtschaft.sachsen.de/

Barrierefreie Gewässer in Sachsen

Gewässernummer / Gewässername / Landkreis / Region

  • D04-108 Pfarrbuschteich Deutschenbora Meißen Meißen
  • D07-124 Forstteich Schmorkau Bautzen Kamenz
  • D07-125 See der Freundschaft Königsbrück Bautzen Kamenz
  • D07-132 Dorfteich Wachau Bautzen Kamenz
  • D07-144 Schulteich Lohsa Bautzen Kamenz
  • D08-112 Kiesgrube Nieska Meißen Riesa / Großenhain
  • D09-114 Pethauer Teich Görlitz Löbau / Zittau
  • L02-123 Autobahnsee Kleinliebenau Nordsachsen Delitzsch
  • L04-122 Hölzchenteich Süptitz Nordsachsen Torgau
  • L05-109 Kleinspeicher Calbitz Nordsachsen Oschatz
  • L05-110 Anglerparadies oschatz Nordsachsen Oschatz
  • L05-119 Vorsperre Döllnitzsee Nordsachsen Oschatz
  • L06-132 Störmthaler See Leipzig Borna
  • L10-102 Kiesgrube Kleinpösna 1 Leipzig Leipzig
  • L10-119 Teich Meusdorf Leipzig Leipzig
  • L10-125 Dorfteich Plaußig Leipzig Leipzig
  • L10-138 Zuckelhäuser Teich Leipzig Leipzig
  • L10-148 Landschaftssee Paunsdorf Leipzig Leipzig
  • C03-108 Lache Zaßnitz Mittelsachsen Mittweida
  • C03-111 Stau Geringswalde Mittelsachsen Mittweida
Angeln in Sachsen

Sachsen-Anhalt

Ansprechpartner/in: 

  • Kein direkter Ansprechpartner/in vorhanden

Veranstaltungen:

  • Keine Informationen zu Veranstaltungen vorhanden.

Regelungen zum Angelschein:

  • Keine besonderen Informationen zum Angelschein vorhanden

Sonstige Informationen:

  • Keine weiteren Informationen vorhanden.
Angeln in Sachsen-Anhalt

Schleswig-Holstein

Ansprechpartner/in: 

  • Sabine Hübner Beauftragte für Barrierefreies Angeln beim LSFV Schleswig-Holstein e.V. Telefon: 0178 – 23 93 0 94 Mail: huebner@lsfv-sh.de

Veranstaltungen:

  • Es gibt keine gesonderten Veranstaltungen des LSFV Schleswig-Holstein e.V.. Allerdings wird grundsätzlich versucht, alle Veranstaltungen möglichst barrierefrei zu halten.

Regelungen zum Angelschein:

Sonstige Informationen:

  • Keine weiteren Informationen vorhanden.
Angeln in Schleswig-Holstein

Thüringen

Ansprechpartner/in: 

  • Kein direkter Ansprechpartner/in vorhanden

Veranstaltungen:

  • Keine Informationen zu Veranstaltungen vorhanden.

Regelungen zum Angelschein:

  • Zitat: In Thüringen dürfen Menschen mit Behinderung (die nicht in der Lage sind, die Prüfung abzulegen) angeln, so lange ein volljähriger Fischereischeininhaber dabei ist. Das bedeutet, die Person mit Behinderung darf nicht alleine angeln und ist darauf angewiesen, das der Fischereischeininhaber eine Rute von seinen 2 erlaubten (beim Ansitz) zur Verfügung stellt.
  • Quelle: thueringen.de

Sonstige Informationen:

  • Keine weiteren Informationen vorhanden.
Angeln in Thüringen

Tipps zum barrierefreien Angeln

von Sabine Hübner

Rute, Rolle & Co.

Unbestritten, ein Angler von heute braucht eine Rute und (meistens) eine Rolle. Erfahrene Kollegen und Autoren lehrreicher Bücher empfehlen Anfängern – und diese Bezeichnung ist in der Einteilung der Lebensphasen vor und mit „Handicap“ für zweiteren Abschnitt durchaus eine zutreffende – zwei Ruten. In den meisten Fällen soll es eine Steck- oder Teleskoprute von 3,30 bis 3,60 m mit einem Wurfgewicht von 10 bis 40 g sein und eine weitere von 3,00 m mit einem Wurfgewicht von 20/30 bis 60/80 g, jeweils mit voller Aktion. Beide Ruten gemeinsam decken das Angeln auf alle in unseren See, Flüssen, Bächen und Häfen üblichen Fischarten ab: lang genug für das Posenfischen, kurz genug für das Grundangeln. Vom leichten Spinner bis zu schwereren Montagen mit Köderfisch, Wobblern oder Futterkorb genügen die empfohlenen Wurfgewichte. Das Rückgrat bietet auch Karpfen Paroli.

In der Kürze liegt die Würze

Gute Gründe von diesen Empfehlungen als Rolli- oder Angler*in mit „Handicap“ abzuweichen, liegen im Angebot der erreichbaren Angelplätze, im Transport der Ausrüstung und in den Bewegungen aus dem Sitzen heraus. Stege mit viel Freiheit an den Seiten oder über dem Kopf sind eher selten. Meistens fällt die Wahl auf einen Uferplatz. Zur Beschaffenheit eines guten Angelplatzes lesen Sie später mehr. Ruten von einer größeren Länge als 2,40 m sind da eher hinderlich. Montagen ab einer Gesamtlänge von 1,20 m liegen aufgrund der sitzenden Wurfposition meist vor oder hinter einem auf dem Boden.

Alles, was zum Angeln benötigt wird, muss im ersten Gang ans Wasser transportiert sein. Eine Strecke von 30 bis 50 m über Wiesenboden, wohlmöglich regennass oder vom abgetauten Schnee weich, genügt als sportliche Übung einmal gefahren völlig. Da bekommt Sport im Namen Sportfischerei eine andere Bedeutung als die Abgrenzung zur Berufsfischerei;-) Für häufige Würfe beim Spinnfischen bleibt sonst keine Kraft. Die gesamte Ausrüstung nebst Futter muss also in einen Rucksack passen. Dann bleibt immer noch der Unterfangkescher lose in der Hand oder quer auf dem Schoß. Somit spielt die Transportlänge der Rute eine erhebliche Rolle. Die Tendenz meiner Empfehlungen ist also klar. Das Stirnrunzeln alter Angelhasen vor Augen, rate ich eher zu Teleskopruten mit Transportlängen bis eben über 50 cm. Sie bieten darüber hinaus den Vorteil, zu Hause montiert zu werden, was bei begrenzten Fingerfertigkeiten oder kürzeren Angelzeiten hilft. Als erste Rute empfehle ich eine Spinnrute, 5/10 bis 30/45 g Wurfgewicht, von 2,10 m bis 2,40 m Länge. Wenn die zweite Rute eine Steckrute sein soll, dann ist eine als Travelvariante mit einer Transportlänge bis etwa 65 cm und einer Gesamtlänge von höchstens 2,70 m sowie einem Wurfgewicht von 20 bis 80 g vorteilhaft. Ruten mit einem Eigengewicht bis 185 g beugen schneller Ermüdung vor oder nützen „Handicaped“ mit weniger Kraft. Mit ihnen ist ebenso die gesamte Angelei auf unsere einheimischen Süßfischarten abgedeckt. Mit der 2,70 m-Rute lässt sich auch Dorsch und Plattfischen im Frühjahr und Herbst bis 60 m unter Land erfolgreich nachstellen. Die Posenfischerei in tieferen Gewässerbereichen bleibt mit der Laufpose unbenommen und der Transport benötigt keinen Kofferträger!

Interview mit Sabine Hüber

Beauftragte für Barrierefreies Angeln beim Landessportfischerverband Schleswig-Holstein e.V.,

1. Hallo Frau Hübner, bitte stellen Sie sich unseren Lesern doch einmal kurz vor.

Ich bin ein echtes Nordlicht. Im Land zwischen den Meeren zu Hause, wenn nicht genetisch schon Fischer, dann früh infiziert. Mein Opa hat mich angesteckt und hätt´s dennoch beinahe verdorben. Nach sechs Stunden wortlosem Stillsitzen drängte mich ein Bedürfnis und er schnarrte mich an: Wollen wir angeln oder tanzen? Das erste und einzige Beutefoto zeigt mich also in der Pose der Freiheitsstatue mit einem Aal, länger als ich groß und dicker als mein Unterarm. Vermutlich war ich damals 7 oder 8 Jahre alt. Im Grunde meines Herzens bin ich auch nach Neustart vor 25 Jahren Spinnfischer geblieben mit einer Vorliebe für Barsch, Zander, Hecht, Meerforelle, Lachs und Dorsch und entsprechend minimalistisch. Ich ziehe mit kleinem Equipment los und fange so viel, wie wir als siebenköpfige Familie bei einem leckeren Mahl verspeisen können.

2. Welches sind die häufigsten Schwierigkeiten, die Anglern mit Handicap in Deutschland begegnen?

Das kommt auf die Beeinträchtigung an. Als ich nach meiner Umfrage unter Menschen mit Behinderungen mit einem blinden Angler aufbrach, um zu erfahren, wie er mit Verlass auf andere Sinne seiner Leidenschaft nachging, erfuhr ich von seiner tiefsten Kränkung. Nach 80 Jahren Angelerfahrung musste er in Schleswig-Holstein einen Touristenfischerei-Schein kaufen. Als Niedersachse braucht er zu Hause fischereirechtlich nicht zwingend einen Sachkunde-Nachweis oder Fischereischein, beides barrierefrei auch nirgendwo zu bekommen. Diese Hürde begegnet Menschen mit Lernschwierigkeiten auch, noch bevor sie allein ans Wasser gehen dürfen. Das zweite große Hindernis beschreibt Robert Arlinghaus in seiner Studie: Angler*innen mit Behinderung wünschen sich gut zugängliche Uferangelplätze in Wohnortnähe, damit sie sicher und ohne unentbehrliche Begleitung durch einen Angelpartner der Fischerei nachgehen können.

3. Wie schätzen Sie die Situation in Deutschland ein? Wird bereits genug unternommen, um Anglern mit Handicap das Angeln zu ermöglichen?

Mein Eindruck ist, dass wir politisch und gesellschaftlich auch 26 Jahre nach der Festschreibung des Diskriminierungsverbots von Menschen mit Behinderung im Grundgesetz und 11 Jahre nach der Konkretisierung dessen, was Selbstbestimmung und Gleichberechtigung ausmacht, durch die UN-Behindertenrechtskonvention, in allen Lebensbereichen noch sehr viel Verbesserungspotential haben. In naturnahen Erholungsgebieten scheinen sie als Genießer völlig vergessen worden zu sein. Bei den Angelfischer*innen erlebe ich allerdings auch eine positive Dynamik, die in der demografischen Entwicklung und dem vergleichsweise hohen Organisationgrad begründet ist. Wenn langjährige und oft auch um den Verein verdiente Mitglieder ausscheiden, weil sie ihrem Hobby in unwegsamem Gelände nicht mehr sicher nachgehen können, dann fehlen sie mit ihrem großen Erfahrungsschatz und ihrer Zeit auch in der Vereins- und Jugendarbeit oder bei Naturschutzaufgaben. Das berührt die Anglergemeinschaft und führt zu einem Nachdenken und Gestalten zugänglicher Ufer. Diese kleine Schnittmenge der veränderten Bedürfnisse von beeinträchtigten Senioren und denen von Menschen mit Behinderung sehe ich als Türöffner.

4. Welche Bundesländer stechen besonders hervor und legen besonderen Wert auf einen barrierefreien Angelsport?

Leider ist Dänemark kein deutsches Bundesland, auch wenn es mir im Sommer manchmal so vorkommt. Zurzeit, glaube ich, tut sich Schleswig-Holstein als Bundesland tatsächlich
damit hervor, dass es mit dem Landesaktionplan ein überregionales Konzept für barrierefreie Angelplätze auf den Weg gebracht hat und deren Bau erheblich fördert. Aus den östlichen Bundesländern und Bayern weiß ich von einigen Initiativen, die mal auf Anstoß von Vereinen und Verbänden, mal mit Blick auf touristische Attraktivität einer Region gediehen sind. So habe ich bei meiner Recherche für die Konzeptstudie z. B. von 101 im Rahmen sogenannter Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen vorwiegend in den 1990er Jahren gebauten Angelplätze in Sachsen-Anhalt erfahren oder bin bei meiner Urlaubsplanung auf solche, die mit Blick auf Rollstuhlfahrer*innen, im Fränkischen Seenland, in der
Eifel, an der Feldberger Seeplatte, im Landkreis Rostock oder im Recknitztal, im Landkreis Cuxhaven oder am Annasee in Hannover gestoßen.

5.Haben Sie Tipps, wo sich Angler abseits der Angelverbände und Vereine gut informieren können?

In Anbetracht der vielen Anfragen, die ich so, auch für Angelreviere über Schleswig-Holstein hinaus, bekomme, würde ich sagen, gibt es nur wenige Informationen, und gute noch viel weniger. Was sich Angelfischer*innen mit irgendeiner Beeinträchtigung an Informationenwünschen, weiß ich aus der Umfrage. Informationen und Kontakt machten mit 9 Kriterien den größten Block bei den Aspekten der Barrierefreiheit aus: der überwiegende Teil (> 80%) wünscht sich eine barrierefreie Internetseite, die neben der Gewässerbeschreibung Informationen in Wort (leichte Sprache) und mit aussagekräftigen Fotos zum Angelplatz enthalten. Darüber hinaus soll eine zugängliche Möglichkeit für den Erwerb von Gastangelkarten beschrieben und Kontaktdaten für zügig zu beantwortete Rückfragen vorhanden sein, z. B. eines Gewässerwarts. Am liebsten sähen sie die Informationen dort veröffentlicht, wo Angler*innen und Angler gewöhnlich (Angel)Infos erwarten. Stichwort/Suchwort ist „barrierefrei“, selbst wenn alle wissen, dass Infrastruktur oder ein Platz früherer Bauart dies nur bedingt ist.

Ich bin gerade dabei, die Informationen zu unseren neuen barrierefreien Angelplätzen für die Veröffentlichung vorzubereiten. Demnächst werden sie auf der barrierefreien Internetseite des Fischereiministerium, auf der nicht barrierefreien unseres Landesverbandes und denen der jeweiligen Vereine und den dazugehörigen Kreisanglerverbänden zu finden sein. Wir planen Verlinkungen zwischen den einzelnen Vereinen, damit die nächst gelegenen auch auffindbar sind. Die Gewässerbeschreibungen bei hejfish werden ebenfalls Informationen, vermutlich als barrierefreie pdfs im Anhang, enthalten. Die Gespräche mit Tourismusbüros laufen noch, die bestenfalls sowohl das Angebot auf ihre Seite nehmen als auch in Broschüren veröffentlichen. Last but not least wird es Flyer geben, die in Angelfachgeschäften ausliegen sollen. So denken wir, dass wir das Angebot breit präsentieren. Denn nichts wäre schlimmer, als würden die Plätze wenig bis gar nicht genutzt, weil niemand von ihnen weiß.

 

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  • Jugendfischereischein Hessen: E. Zacherl / stock.adobe.com
  • Jugendfischereischein Nordrhein-Westfalen: E. Zacherl / stock.adobe.com
  • Jugendfischereischein Rheinland-Pfalz: E. Zacherl / stock.adobe.com
  • Jugendfischereischein Saarland: E. Zacherl / stock.adobe.com
  • Jugendfischereischein Sachsen: E. Zacherl / stock.adobe.com
  • Jugendfischereischein Sachsen-Anhalt: E. Zacherl / stock.adobe.com
  • Jugendfischereischein Thüringen: E. Zacherl / stock.adobe.com
  • Angelladen und Angelgeschäfte in der Nähe: Nomad_Soul / stock.adobe.com
  • Angelteiche: Piotr Wawrzyniuk / stock.adobe.com
  • Landesanglerverbände in Deutschland: Allexxandar / depositphotos.com
  • Angelguiding: FedBul / stock.adobe.com

Christoph beim Angeln

Über den Autor

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